Über das Alter von Rehböcken kann man unendlich spekulieren. Viele Aspekte führen einen dazu, sich beim beobachteten oder erlegten Stück auf ein bestimmtes Alter festzulegen. Die Kategorie “zwei bis sieben” ist auch eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Doch man darf sich nichts vormachen: Oft ist es auch für sehr erfahrene Rehwildjäger schwierig, das Alter eines Bockes verlässlich anzusprechen. Besonders interessant ist daher die folgende fotographische Dokumentation von Böcken, die man seit Jahren kennt. Von denen man also weiß, wie alt sie tatsächlich sind. Erich Marek hat über sechs Jahrzehnte Böcke bejagt, fotografiert und studiert.
Folgen wir seinen Erkenntnissen.
Text & Fotos: Erich Marek
Aus meiner Sicht gibt es keine heimische Schalenwildart die sich am lebenden Stück schwieriger aufs Alter ansprechen lässt als das Rehwild. Besonders zu Beginn der Jagdzeit passieren die meisten Ansprechfehler. Die Böcke in der Winterdecke erscheinen groß, und wenn sie dann noch ein gutes Gehörn tragen, der Druck von Seiten des Forstes als stark empfunden wird, dann liegt er da, der zweijährige Zukunftsbock. Als Rehwildjäger der alten Schule schmerzt es mich, diese jungen Böcke auf der Strecke zu sehen. Ich mache es aber niemandem zum Vorwurf, denn wie gesagt, auch dem erfahrensten Jäger will es manchmal nicht gelingen, den Bock verlässlich anzusprechen.
Hinzu kommt, das habe ich auf meinen zahlreichen Reisen ins Ausland, wo ich Rehe bejagen und fotografieren durfte, gelernt: Reh ist nicht gleich Reh. Schon in Deutschland sehen die Rehe im Feld anders aus als reine Waldrehe. Rehe in Schottland unterscheiden sich von baltischen Böcken, schwedische von kroatischen. Ist bei der einen Population das weiße Gesicht ein Altersmerkmal, kann es anderswo den jungen Bock als solchen erk...