Mein Kletterseil spannt sich, als ich näher an die Klippe herankomme. Zwei Meter sind es bis zur Kante. Hoffentlich ist das Steinwild noch da. Ich ziehe am Seil, brauche noch mehr, aber kann es nicht lösen. Josh Elliott, ein Freund seit Kindestagen, ist am anderen Ende des Seiles. Er sichert mich. Wir können uns nicht sehen, deswegen kann ich ihm auch kein Handzeichen geben, damit er mehr Seil gibt. Ich werde unruhig, denn die Steinböcke sind unstete Wanderer, ich befürchte, dass wir zu lange brauchen. Ich ziehe härter, abrupter, damit Josh endlich etwas Seil gibt. Doch dann ist es zu spät ...
Text und Fotos: Jake Adams
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
„Mehr Seil“, flüstere ich und zerstöre die Stille unserer Kletterpirsch. „Mehr Seil habe ich nicht, du warst schon am letzten Stück angekommen. Wir haben nur das 35 Meter lange Seil dabei, um Gewicht zu sparen. Die längeren sind unten im Truck“, antwortet Josh sachlich. „Komm weiter runter, dann setzen wir einen neuen Sicherungspunkt“, sage ich, Josh beinahe das Wort abschneidend. „Okay. Stand!“, gibt Josh jetzt das Seilkommando, ungerührt von meinem drängenden Unterton. Ich nicke und denke daran, ob ich irgendetwas tun kann, um die Aktion zu beschleunigen. Aus Respekt vor Josh beiße ich mir auf die Lippe und zwinge mich zur Ruhe. Er ist nicht nur einer meiner engsten Freunde, sondern auch ein bestens ausgebildeter, extrem erfahrener Kletterer und Ausbilder. In den entscheidenden Momenten bleibt er immer ruhig, verliert nie die Nerven. Es gibt niemanden, dem ich mehr vertrauen könnte, wenn es darum geht, in aller Eile am steilen Hang einen neuen Sicherungspunkt zu setzen.
Wir sammeln unseren minimalen Kletterbedarf zusammen, ohn...