Steinwildjagd ist nicht nur für Bergjäger eine unglaubliche Erfahrung. Unser Autor ist passionierter Jäger und kann über das Königswild der Alpen einiges berichten.
Text: Torsten Rademacher
Fotos: Reinhard Hölzl, Erich Marek und Torsten Rademacher
In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder in den Hochlagen geschneit. Der Hohe Riffler, mit 3 168 Metern über NN die alles beherrschende Erhebung im Revier, strahlte gestern Abend weiß-golden in der Abendsonne. Er bildet, schaut man von Norden her in das Malfontal, mit seinem massigen Massiv die linke Seite des Taleingangs, während sich der auf der rechten Seite befindliche Kogl mit seinen „bescheidenen“ 2 505 Metern vor der gegenüberliegenden gewaltigen Kulisse eher zu ducken scheint.
Meine Jagdhütte schmiegt sich am Fuße des Rifflermassivs im Malfontal in einer Höhe von 1 600 Metern an dessen Flanke, so dass ich, vor die Hütte tretend und über den Malfonbach hinwegschauend, den Kogl mit seinen Lehnstrichen und weiter links die Gamskarspitze vor mir habe.
Bis zur Hütte herunter lag gestern noch Schnee. Dann kam am Vormittag die Sonne heraus und ließ ihn mit ihren in dieser Höhe auch jetzt, um den 20. Oktober, noch intensiven Strahlen schmelzen, wenn das Thermometer auch in der folgenden klaren Nacht wieder deutlich unter Null sank und die Landschaft erstarren ließ. Ruhe war im Revier eingekehrt, denn die Hirschbrunft war vorbei. Aber diese Ruhe bedeutet nur ein Luftholen für den nächsten Höhepunkt alpiner Bergjagd: die Gamsbrunft.
Die deutliche Wetterbesserung ließ mich für heute auf einen guten Jagdtag hoffen. Ich verabredete mich mit Peter, meinem Freund und zugleich Jagdaufseher im Revier, auf heute in der Frühe für eine ausgedehnte Gamspirsch. Peter war bereits seit frühester Kindhei...