Davy Crockett, Trapper und US-Volksheld, 1835
Text & Fotos: Paul Kretschmar
Virginia im November. Der Trip hatte verheißungsvoll begonnen. Mit dem Vorderlader auf Hirschjagd – ein neues Erlebnis. Der Guide Zac von Double Spur Outfitters hatte mir stolz eine Leihbüchse, einen Thomson-Vorderlader im Kaliber .50 mit gezogenem Lauf in mattem Chrom und schwarzem Schaft überreicht. Nach einigen Versuchen hatte ich auch den Dreh raus, Treibladung und das Geschoss zu laden und mittels Ladestocks festzupressen.
Bei einem ersten Erkundungsgang im hügeligen Mischwald-Revier im Herzen des Shenandoah Valley hatte ich auch schnell Fegestellen eines Hirsches an einer jungen Kiefer gefunden, was meine Jagdfreunde Glenn, Dave und mich hoffnungsvoll stimmte. Nach dem Einschießen der Waffen hatten uns die Guides unsere Hochstände im lichten Mischwald gezeigt und sich dann verabschiedet. Und so saßen wir, zunächst noch voller Hoffnung. Und saßen. Und saßen. Das Wetter – anfangs noch freundlich und sonnig – schlug um. Eine Kaltfront stürmte heran. Der Regen prasselte herab, unablässig, unerbittlich. Kalte, dicke Tropfen. Dank Gore-Tex blieb ich trocken, doch der Regen schlug mir aufs Gemüt, genauso wie der ausbleibende Anblick.
So ging das fünf Tage in Folge, vom Morgengrauen bis eine Stunde nach Sonnenuntergang. Aufgeben war keine Option, ich war zu weit gereist, um mich in die warme Hütte zu hocken. Hatte zu viel investiert, um aufzugeben, um vielleicht die einzige Chance zu verpassen, falls sie sich doch ergeben sollte. Einmal hatte ich dann tatsächlich Anblick gehabt. Einen braven Achter. Hoch oben auf einem Hügel thronte er wie ein Regent und blickte auf sein Reich...