Sie wirken wie Wesen aus einer anderen Zeit, trotzen den kältesten Wintern. Wer Moschusochsen jagen will, der muss sich auf den Weg gen Norden machen. Unser Autor, ein erfahrener Jäger, beschreibt Wild und Jagdmöglichkeiten, nimmt dabei insbesondere die nordamerikanische Wildbahn unter die Lupe.
Text: Kelly Ross
Fotos: Okapia
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
Der Pilot brachte die Klappen der Twin Otter in Landeposition, dann drehte er in einer langsamen Kurve über das kanadische Nest Ulukhaktok in Richtung Landebahn ein. Das kleine Dorf an der Westküste von Victoria Island, das zu den Northwest Territories gehört, lag jetzt, auch wenn es schon April war, noch tief verschneit unter uns. In dieser arktischen Gegend sind die Winter lang und hart, soweit das Auge reicht, ist alles weiß.
So wie in vielen kleinen Gemeinschaften in der Arktis leben auch die Inuit aus Ulukhaktok noch traditionell von der Jagd, vom Fallenstellen und Fischen. Ich war hierher gekommen, weil dieser wenig berührte Teil Kanadas – Victoria Island im Speziellen – so etwas wie die Welthauptstadt der Moschusochsen ist. Zusammen mit einem Freund wollte ich am folgenden Tag das Abenteuer in der Kälte angehen und nach einem alten Bullen suchen.
Unsere Jagd würde geführt werden durch einen Inuit, arrangiert wurde alles durch die Firma Adventure Northwest, die einem Outfitter aus Yellowknife, der Hauptstadt der Northwest Territories, gehörte. Bei einer allein für Victoria Island geschätzten Moschusochsen-Population von 45.000 Stück war unsere Hoffnung auf spannende Tage entsprechend groß.
Fossile Fundstücke belegen, dass die Urahnen der heutigen Population vor rund 90.000 Jahren die Landbrücke zwischen der Beringsee und Nordamerika übers...