Wenn man über fünf Jahrzehnte eine Wildart bejagt, dann sammeln sich viele Erkenntnisse. Und während sich die Natur verändert, so ist man selbst ja auch einer steten Veränderung unterworfen, die man während dieser langen Zeit durchmacht. Was hat sich verändert, was sind gute und weniger gute Entwicklungen? Welche Fehler hat man als junger Jäger gemacht und später als solche erkannt? Ein Rückblick.
Text und Fotos: Hans Schabel
Wie im Vorjahr, tasteten sich die ersten Lichtkegel von Pick-ups durch die Nacht, schneller als es die Dunkelheit und die Beschaffenheit dieser kieseligen Auffahrtsstraße zum Uwharrie National Forest im Piedmont North Carolinas (N. C.) empfahl. Es galt, sich zeitig in die Autoschlange an der Waldsperre einzureihen, um an diesem ersten Jagdtag der Hirschsaison den Vorsprung zum Wald, und damit den bevorzugten Jagdständen zu sichern.
Bis zur offiziellen Öffnung gab es Zeit, sich die Füße zu vertreten, und Kaffee aus der Thermosflasche schlürfend „to shoot the bull“, also den Nachbarn kennenzulernen. Dieser Südstaatler hatte natürlich sofort spitz, dass ich kein Einheimischer war, denn selbst nach zwei Jahren in N. C. hatte ich mir wenig von seinem tief in der Kehle liegenden, ausgezogenen, regionalen Slang angeeignet. Als ich mich als Deutscher entlarvte, meinte er: „Ain’t that interesting?“, denn schon im vorigen Jahr sei hier ein deutscher Jäger gewesen, und, „believe it or not“, der habe seinen Jagderfolg mit einem Blaskonzert im Wald gefeiert. Ich meinte nur: „Den kenne ich gut“, und zeigte ihm das Plesshorn, welches ich auch dieses Mal wieder hier im Uwharrie einzusetzen hoffte.