„Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
– Matthäus 10,34
Text und Fotos: Peter Kersten
Der Speer, der Siegfried tötete, hatte keinen Namen. Aber wir kennen den Namen desjenigen, der Siegfried erschlug. Je nachdem, welche Sage man liest, war es Gunther, der Hagen vor drohender Niederlage im Zweikampf mit Siegfried rettete, oder es war Hagen selbst, der Siegfried den Speer zwischen die Schulterblätter warf, die einzig verwundbare Stelle Siegfrieds nach seinem Bad im Blut des Lindwurms. Wobei einige Quellen vom herabfallenden Blatt sprechen, das die komplette Benetzung verhinderte, andere reden davon, dass das Blut nicht ausreichte. Dann allerdings muss das ein recht kleiner Drache gewesen sein … Eines aber ist klar: Der Speer hatte keinen Namen, war wohl als Waffe auch unwürdig der Namensgebung, weil man mit ihm auf Distanz kämpfte, wenig Mut brauchte, ihn zu schleudern. Zudem war er mehr eine „verlorene“ Waffe, einmal geworfen war nie klar, ob man ihn zurückbekommen würde oder er gar von feindlicher Hand geschleudert dem ursprünglichen Besitzer zum Schicksal werden konnte.
Ganz anders dagegen das Schwert: Schwerter hatten Namen, waren berühmt aus eigenem Recht. Ihnen wurden Zauber zugeschrieben, sie waren unverzichtbares Symbol bei Krönungen und definierten den Recken, der mit dem Schwert jemandem „zu nahe trat“ und seinem Gegner im Kampf in die Augen sehen konnte. Jeder kennt die Namen: das Excalibur von Artus, das Balmung Siegfrieds und das Mimung von Wieland dem Schmied.
Trotzdem, taktisch war das Schwert ein Vorläufer der Lanze, des Speers und des Pfeils, denn es ging hier letztlich nur um eines, und zwar um die Verlängerung der Reichweite des möglichen Waffeneinsatzes, um es dem Gegner gleichzutun, besser noch, ihn zu übertreffen. Eines ab...