Jäger bucht Jagdreise. Nach Tschechien. Wunsch: Einen Damhirsch und/oder Damkahlwild zu erlegen. Einzige Bedingung: kein Gatter. Ein klarer Wunsch. Oder? Vielleicht nicht klar genug, denn unter Umständen hätte er noch erwähnen müssen, dass er auch nicht in einer ehemaligen „Baumschule“ jagen möchte …
Text: Hannes Siege
Welcher Jäger hat, während er auf der Kanzel hockte nicht schon versonnen davon geträumt, sich in die Lüfte zu erheben und den Bock an der übernächsten Hecke, das Kahlwildrudel auf der Wildwiese hinter dem Fichtenbestand oder die Sauen im Anwechseln auf den Maisschlag in Anblick nehmen zu können. Dem Jagderfolg täte der Blick von oben sicher gut. Da aber die Gesetze der Schwerkraft auch für uns Waidmänner gelten, war und ist dieses Vergnügen bisher nur wenigen, nämlich den Besitzern von entsprechenden Fluggeräten, vergönnt. Berufsjäger Dennis Fynch-Hatton – Ihnen wahrscheinlich bekannt aus dem Film „Out of Africa“, wo er von Robert Redford gespielt wurde – hat diese Art der Luftaufklärung um 1930 in Kenia erfunden. Er stürzte ab beim Versuch mit seiner Gypsy Moth kapitale Elefanten erst zu orten und dann zu Fuß zu jagen. Sein Jagderfolg und der seiner Nachfolger veranlasste die britischen Kolonialbehörden diese Praxis – wie andere technische Hilfsmittel ihrer Zeit, wie z. B. elektrisches Licht und Autos – als nicht waidgerecht vom Bannfluch treffen zu lassen.
Was heute auch ohne Fluggerät, nur am Schreibtisch sitzend mit Computer und Google Earth möglich ist, habe ich kürzlich gelernt.
Meine Frau, meine Tochter und ich hatten eine viertägige Jagdreise ins schöne Tschechien gebucht, Einzeljagd auf Damwild mitten im Winter, ausdrücklich kein Gatter und ohne Druck, einen kapitalen Hirsch erlegen zu müssen. Die Vorfreude war groß.
Bei der Anfahrt zum Treffpunkt...