Die Fenster klirren im Rhythmus des peitschenden Oktober-Sturms, der Regen prasselt unerbittlich gegen die Scheiben des Jagdzimmers. Jagdfreund Ralf und ich sind spät in der Nacht angekommen, hier im Haus unseres Jagdführers Bruno in der mährisch-schlesischen Region an der Grenze zu Polen.
Das Holz im Kamin knistert leise und bildet einen behaglichen Kontrast zum Heulen des Windes, der durch die dichten Wälder um Bruntal (deutsch Freudenthal) jagt. Mit einem Kräuterlikör stoßen wir drei auf unsere bevorstehende Jagd an.
Text Paul Kretschmar
Fotos Paul Kretschmar, Adobe Stock (Björn Reibert/Wirestock Creators)
Unser ursprünglicher Plan war gewesen, im Jagdhaus mitten in den Wäldern unterzukommen. Doch dort nächtigt derzeit noch eine Gruppe skandinavischer Jäger, so dass uns Bruno kurzerhand dazu eingeladen hat, eine Nacht bei ihm zu Hause Quartier zu beziehen. Daher habe ich die Ehre, das Prinzessinnen-Zimmer von Brunos kleiner Tochter zu beziehen, die mit Brunos Frau bei den Großeltern untergekommen ist. Und so stelle ich meine Jagdtasche und -utensilien neben Boxen voller Spielzeug ab. Bilder bunter Einhörner schmücken die in Zartrosa gehaltenen Wände. Als ich warm und behaglich liege, wandern meine Gedanken in Richtung Wald. Mir ist, als würde ich zwischen einzelnen Sturmböen das heisere Rülpsen brunftender Damhirsche vernehmen, bevor ich in tiefen Schlaf falle.
Ich erwache vom Bellen der beiden Bracken, die Bruno regelmäßig bei der Jagd begleiten. Sie scheinen die Aufregung des kommenden Jagdtages bereits zu spüren. Nach einer Tasse heißen Kaffees machen wir uns abmarschbereit. Noch ist es dunkel draußen, der Wind hat zum Glück etwas nachgelassen. Ralf wird mit Jagdführer Pavel pirschen, während ich zu Bruno in den dunkelgrünen Ford Rang...