Was in den heimischen Wäldern recht und billig ist, kann auf der anderen Seite des Globus höchst ungeeignet sein oder schlimmer noch, in Extremsituationen das Überleben gefährden. Wir führen Sie in dieser Serie durch den rasant wachsenden Dschungel aus Stoffen, Schichten und Membranen und zeigen Ihnen, wie Sie weltweit von Kopf bis Fuß richtig gekleidet sind, um für Ihre nächsten Abenteuer gewappnet zu sein. Sei es auf den eisigen Höhen des Karakorum oder in den grünen Hügeln Afrikas. Der vorliegende dritte Artikel beschäftigt sich mit Kleidung aus Kunstfasern.
Text & Fotos: Felix Wilmes
Geht es um Jagdbekleidung aus synthetischen Fasern, rümpft so mancher Jäger nur verächtlich die Nase und verweist auf Loden und Co. „Plastik hat bei der Jagd nichts verloren“, heißt es dann, oder dass Kunststoffe „viel zu laut“ seien und das Wild auf den Jäger aufmerksam machen würden. Tatsächlich neigt insbesondere Membran-Bekleidung zu einer gewissen Geräuschentwicklung, vor allem wenn die Außentemperatur niedrig ist. Besonders auffällig ist dieses „Rascheln“ in geschlossenen Kanzeln, deren Resonanzkörper den Effekt noch verstärkt. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob speziell deutschsprachige Jäger beim Thema geräuschvolle Jagdbekleidung nicht gern übertreiben. Amerikanische Bogenjäger, die aufgrund der geringen Reichweite ihrer Bögen möglichst nahe ans Wild heranmüssen, scheint das Geraschel ihrer Tarnkleidung nicht übermäßig zu stören und Skandinavier tragen bei ihren unsteten Wetterverhältnissen ohnehin ausschließlich hochwertige Membranjacken. Fakt ist: Bei extremen Witterungsverhältnissen oder wenn es um Signalfarben für Gesellschaftsjagden geht, führt kein Weg an Kunstfasern vorbei.