Text Prof. Dr. Dr. habil. Sven Herzog
Bild Eike Mross
Die spontane Reaktion vieler Leserinnen und Leser wird jetzt verständnisloses Kopfschütteln sein: Was soll denn bitte an unseren Drückjagden falsch sein? Immerhin fiebern unzählige Jagdbegeisterte darauf, mit Gleichgesinnten bei Büchsenknall und Hörnerklang einen herbstlichen Jagdtag auf Reh- und Schwarzwild, vielleicht sogar Rotwild, zu verbringen und diesen abends am Feuer gemütlich ausklingen zu lassen.
Davon mal abgesehen: Wie wollen wir es denn sonst schaffen, die im Plan geforderten, jährlich steigenden Strecken an Rot- und Rehwild zu bringen. Vom Schwarzwild, den teuren Schäden im Feld und der Afrikanischen Schweinepest mal ganz zu schweigen.
Und erzählt uns die Wissenschaft nicht ständig, wir sollen störungsarm jagen?
WTF soll also die Frage?
Eine völlig nachvollziehbare und verständliche Reaktion. Was noch vor zwei oder drei Jahrzehnten die eher seltene Ausnahme war, ist heute jagdliches Tagesgeschäft: Die Drück-Stöber-Jagd auf Schalenwild. Die meisten Jägerinnen und Jäger sind mit dieser Jagdmethode aufgewachsen und hinterfragen diese dementsprechend nicht mehr. Doch die Jagdmethode steht immer häufiger in der Kritik, sowohl innerhalb der Jägerschaft als auch hier und da bereits von extern. Daher wollen wir in vorliegendem Beitrag einmal kritisch hinterfragen, wo die aktuellen Probleme liegen und wie wir sie lösen können.
An dieser Stelle nochmal ein kleiner Crashkurs in Jägerwissen: Das, was Jäger gerne salopp als „Bewegungsjagd“ bezeichnen (eine wenig sinnvolle Bezeichnung, denn die Jäger bewegen sich dabei gar nicht), heißt fachlich korrekt „Drück-Stöber-Jagd“, und ist nichts anderes als die altbewährte Drückjagd, aber mit lauten Treibern und vor allem mit Hunden. Letztlich nichts anderes als eine Mischung aus ...