Im vierten und letzten Teil dieser Artikelserie versuche ich mich an ein heiß diskutiertes, weil mit so viel Unbekanntem und damit Interpretationsspielräumen behaftetes Thema anzunähern. Wie können Wildtiere aus den Bejagungsfehlern der Jäger lernen und daraus Vermeidungsstrategien entwickeln? Hat Wild einen sechsten oder gar siebten Sinn?
Dazu gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, gut dokumentierte Beobachtungen von Wildtieren, aber auch unreflektiert aufgestellte, falsche Behauptungen. Ich versuche hier als Basis einen kurzen Überblick zu schaffen und dann wieder Anwendungsbeispiele aus der Praxis aufzuzeigen.
Text: Christian Heinz
Fotos: Christian Heinz und Thomas Tscherne
Im Tierreich ist eine Spezies besonders gut erforscht, nämlich unser treuer Begleiter, der Hund! Ich wage daraus zu schließen, dass unser Schalenwild nach ähnlichen Mustern lernt und beginne daher mit ein paar Erkenntnissen von Dr. Tillmann Klinkenberg. In seinem Buch „Hundeerziehung ohne Zwang“ kommt er zu dem Schluss, dass Hunde durch Verknüpfung, das bedeutet das gleichzeitige Erleben eines Auslösers und einer Emotion, lernen. Als Beispiel hat sich dazu unfreiwillig mein Hund Luk zur Verfügung gestellt. Ich habe einen Elektrozaun aufgestellt, um unsere Schafe davon abzuhalten ihrer Wege zu gehen. Als Luk sich sehr fokussiert an die Schafe heranmachen wollte, traf ihn der Stromschlag, seitdem fürchtet er die Schafe, auch ohne Stromzaun! Aber eben nur unsere Schafe, alles andere liebt er zu hetzen und zu verbellen.
Weiter behauptet Dr. Klinkenberg, dass Hunde nur in der Gegenwart „leben“, nicht in die Zukunft denken und somit auch nicht planen können. Sie haben aber sehr wohl ein gutes Gedächtnis, aus dem sie in verschiedenen Situationen Erinnerungen abrufen....