Jedes Jahr zwischen Januar und März versammeln sich über einer Untiefe rund 150 Kilometer nördlich der Insel Hispaniola hunderte Buckelwale, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich zu paaren. Sabine Hausner und Werner Thiele waren vor Ort und blickten den sanftmütigen Giganten der Meere ins Auge.
Text: Sabine Hausner
Fotos: Werner Thiele
„Breaaaaaach!“, gellt uns der Ruf von Amanda, unserem weiblichen Kapitän ins Ohr, und instinktiv schnellt mein Kopf herum, nur um zu sehen, wie sich ein rund 15 Meter langer, torpedoförmiger, im gleißenden Sonnenlicht metallisch strahlender Körper fast wie in Zeitlupe aus dem Wasser emporhebt. Elegant springt der Buckelwal seinen halben Rückwärtssalto, den Bauch mit den tiefen Falten dem Sonnenlicht zugewandt. Die weißen, unendlich langen Brustflossen sehen fast aus wie Flügel und ich wage kaum zu atmen, als das gewaltige Tier Sekundenbruchteile später mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer hohen Gischtfontäne wieder zurück in sein Element fällt.
„Hast du es?“, frage ich mit zitternder Stimme meinen Partner, doch eigentlich konnte ich das maschinengewehrartige Knattern des Kameraverschlusses ohnedies hören. Besorgt blicke ich mich um, hoffend, dass dieser magische Moment auf Zelluloid, pardon; auf „Compact Flash Card“ gebannt ist. Das breite Grinsen, das mich anstrahlt, lässt alle Spannung weichen. Der Sprung, der „Breach“, wie er auf Englisch heißt, ist im Kasten. Minuten später wiederholt sich die Szene, und auch diesmal sind wir wieder schnell genug. Entspannt lausche ich dem „Klack-Klack-Klack“ hinter meinem Rücken.
Seit drei Tagen befinden wir uns in den Silverbanks, einer sich über rund 1680 km2 weit ausdehnenden Untiefe, die sich an wenigen Stellen...