Millionen Bogenjäger in Nordamerika jagen auf Weißwedel, denn das Wild kommt auf dem kompletten Kontinent und in fast allen Biotopen vor. Autor Chris Eberhart sieht eine klare Parallele zum Rehwild. Wird sich in einigen Jahren auch in der alten Welt alles ums Rehwild drehen, wenn es um Bogenjagd auf europäischem Boden geht?
Text: Chris Eberhart
Fotos: Chris Eberhart, Erich Marek
Das Wetter spielte einfach nicht mit. Ich hatte eine Woche für dieses Jagdgebiet in Minnesota und bislang war es einfach zu warm. Sogar nachts lag die Temperatur bei über 20 Grad, was außergewöhnlich für den späten Oktober im nördlichen Teil dieses Bundesstaates ist. Und der Blick zum beständig kristallklaren Himmel ließ auch keine Veränderung der Wetterlage erwarten. Zudem war Vollmond. Die Hirsche bewegten sich schlichtweg nicht. Zwei volle Tage hatte ich auf dem Ansitz auf dem aussichtsreichsten Baum verbracht, war jeweils vor Dämmerungsbeginn aufgebaumt und erst bei heraufziehender Dunkelheit wieder heruntergeklettert. Und trotzdem hatte ich nicht ein einzelnes Haar eines Weißwedelhirsches zu sehen bekommen. Und das bei einer Wilddichte, die in dieser Gegend bei mehr als 60 Stück pro Quadratmeile liegt. Es war Zeit für eine Veränderung.
Entweder würde ich mich weiterhin an diesem Ort versteckt halten, in der Hoffnung, dass das Wild doch auf die Läufe käme, oder aber ich würde bis sich das Wetter änderte das umliegende Gebiet auskundschaften. Bei nur einer Woche Aufenthalt bliebe dann aber wenig Zeit für die Jagd übrig.
Die Wettervorhersage kündigte Regen in zwei Tagen an. Also entschloss ich mich, das Gelände zu erkunden, solange das Wetter blieb wie es war. Wohl wissend, dass ich mein Top-Gebiet verlassen würde … Und wenn sich der Regen nicht einstellen sollte, dann hätte ich nur noch zwei Rest...