Besinnlich, still und Zeit zum Nachdenken bietend, so kann, so sollte Jagd ab und an sein. Wohl dem, der sich ein paar Tage in die heimische Jagdhütte zurückziehen kann, um mit Sorgfalt einem besonderen Stück nachzustellen. So wie in folgender Geschichte, in der der Wildmeister eine bekannte gelte Ricke erbeuten möchte, um zu Weihnachten einen ordentlichen Braten auf den Tisch zu bringen.
Text: Wildmeister Dieter Bertram
Fotos: Erich Marek
Den ersten Wintereinbruch hatten wir bereits im November mit 30 Zentimeter Neuschnee, ein warmer Südwind ließ die Pracht wieder schmelzen. Doch nun ist es frostig geworden, selbst die Bäche sind gefroren. Am dritten Advent geht bei den Kindern gleichermaßen wie bei Erwachsenen die Frage um, ob es wohl eine weiße Weihnacht geben wird? Neben diesen „Weltproblemen“ ergibt sich für mich die Frage: Haben wir an den Festtagen Rehrücken oder etwas Gekauftes?
Die Schalenwildabschüsse sind im Wesentlichen erfüllt, die Rüben sind lange eingebunkert und müssen nur gelegentlich gelüftet werden, damit sie nicht verhitzen und schimmeln.
Bis in den späten Vormittag bummeln mein Lehrling und auch ich durchs Revier, sehen uns die Wildäcker an, die großen Rapsschläge und freuen uns am gut gediehenen Topinambur. Wir haben Zeit.
Unsere Jägerwelt ist in Ordnung, wir erwarten die Hegemonate genauso wie den Aufgang der Jagdzeit. Nur meine Deputatricke, die habe ich noch nicht, bei all den Rehen, die wir geschossen haben. Die Deputatricke ist nicht irgendein Reh. Sie muss jung, von besonders guter Qualität sein, sie soll abgehangen, nicht gefroren, zu Weihnachten das Beste sein, was wir unseren Familienangehörigen zu bieten haben. Ich nehme es ernst, bin seit nunmehr 14 Tagen übertrieben wählerisch bei meinem Reh.
Vorgestern das Stück im Feld war mir zu weit und ...