Das Erfreuliche an Problemen ist, dass sie schnell gemacht sind.
Zu Beginn der Jagdsaison, wohl in einem Moment hoffnungsfroher Zuversicht, hatte ich meiner Familie versprochen, sie zum Wildessen einzuladen. Das war 2010 und selbstverständlich bevor ich das Reh erlegt hatte. Grober Fehler. Passiert mir nicht noch einmal. Dass es über zwei Jahre dauern würde, bis ich mein Versprechen einlöse, hatte ich damals so auch nicht kommen sehen.
Sie kennen das: Siehst a Reherl, gehst in Anschlag und husch husch sans fort. Bis so ein Rehbock dann als formidable Speise raffiniert angerichtet ist ... Nun, Blitzrezept geht anders.
Wie Sie wissen, bin ich gelernte Wuppertalerin. So mit Herrenboutique, Jodeldiplom und allem Pipapo. Und als solche war es für mich jahrzehntelang normal, Fleisch küchenfertig einzukaufen. Wenn man dann also auf einmal vor so einem ganzen, also quasi vollständigen Reh steht, das man zwar höchstselbst gemeuchelt hat, nun aber auf den Teller bringen soll, dann ist das einigermaßen herausfordernd.
Hinzu kommt, dass die Frau von heute nicht kochen kann. Besser gesagt: nicht mehr kochen kann. Aber im Ergebnis spielt das keine Rolle. Nicht, dass ein Kochgen fehlen würde, nein, es ist eher so, dass es zum Selbstverständnis einer modernen Frau gehört, schon am Spiegelei zu scheitern. Diese Art freiwillig erworbener Hilflosigkeit ist natürlich absolut hinderlich, wenn es gilt, das Reh aus der Decke zu schlagen, zu zerwirken, in küchenfertige Teile zu zerlegen und in ein köstliches Wildgericht zu verwandeln. Was nun weiter bedeutet, dass ich ein kleines Problem hatte. Und zwar eins von der Sorte, das der sonore Off-Kommentator von Trailern für Science-Fiction-Filme reißerisch mit „Verloren in einer fremden Welt“ anzukündigen pflegt. Ich hatte angefangen, ...