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Beobachtungen einer Jungjägerin – Fleischlos jagen mit Musik

beobachtungen einer jungjägerin
Ein Artikel aus Ausgabe 16

Da diese Kolumne bei den Lesern nicht zuletzt wegen ihrer stark praxisbezogenen Ratschläge geschätzt wird, möchte ich heute der Frage nachgehen, ob es möglich ist, einen Rehbock durch das Imitieren verschiedener weiblicher Rehtypen anzulocken. Rehböcke sind bekanntlich auch nur Menschen. Und wie wir alle wissen, lässt sich das Paarungsverhalten geschlechtsreifer Großstädter eins zu eins auf das Brunftverhalten der Rehe übertragen. Man muss halt nur das männliche Beuteschema kennen und sich über die verschiedenen Frauentypen im Klaren sein. Letzteres ist schnell erklärt: Frauen – analog dazu Ricken – lassen sich präzise in fünf Phänotypen einteilen:

  1. das Heimchen,
  2. die Tussi,
  3. die Diva,
  4. die Domina,
  5. die Mutti.

Ausgestattet mit diesem Detailwissen, muss man jetzt nur noch ein wenig musikalisches Talent beweisen und dem Blatter entsprechende Töne entlocken. Dabei hat sich als hilfreich erwiesen, nicht nur stur nach Schema F in den Blatter zu tröten, sondern auch eine entsprechende Körperhaltung einzunehmen. Es ist nicht hinderlich, wenn es während der Live-Performance knackt und raschelt. Das verleiht Ihrer Darbietung die nötige Authentizität. Klingt beim ersten Hinhören irgendwie nach „Karneval in Köln“, ist aber mordsmäßig vielversprechend.

Notwendig wurde diese Forschungsreihe übrigens, weil meinem standardmäßigen 08/15-Piiaaah-Gefiepe (Typ „Mutti“: durchschnittlich attraktives Reh in mittlerem Alter, praktisch veranlagt, paarungs- und vermehrungswillig) nur unzureichend Rehböcke zustanden.

So saß ich also jüngst in meinem Wartehäuschen im Wald und startete das Projekt „Lockruf der Sirenen“. Empathisch wie ich bin, war es mir ein Leichtes, mich in die verschiedenen Typenrollen zu versetzen. Getragen von Philosophien, Visionen und Strategien, blattete ich was das Zeug hielt. Dabei l...

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