Aus Büchern und Geschichten heraus webte ich mir in Kindheitsträumen einen roten Faden, der die stärksten Karpatenhirsche, die gewaltigsten Kaffernbüffel Afrikas, Bär, Steinbock, Gams und auch den Kaukasus-Tur einband, um sich Jahre später als rotes, niemals endendes Band durch mein jagdliches Gedankenwerk zu ziehen. Irgendwann ging dabei eine Masche auf und der Tur fiel mir wieder vor die Füße. Über ihn wusste ich am wenigsten, es gab wenig zu lesen und Berichte hielten sich in Grenzen. Das machte diese Wildart erst recht begehrenswert. Als Student las ich Alexander Florstedt und die Reiseberichte Marco Polos. Florstedt (1863-1929) war der erste Deutsche, welcher um 1900 in Vorderasien jagte und darüber seiner Zeit berichtete. Seit dieser Lektüre wollte ich die staubtrockenen Berge des Kaukasus und am liebsten gleich alle Gebirge des asiatischen Raumes bereisen und bejagen. Doch Zeit, Geld und andere lebensplanerische Hindernisse machten es erst jetzt greif- und realisierbar.
Text: Reno Hölzke
Fotos: Renè Zieger
Man braucht wenig mehr als acht Stunden, um aus der deutschen Wohnstube auf den „östlichsten Balkon Europas“ mit Blick auf Vorderasien zu gelangen. Ein halbes Jahr lang hatte ich mich auf diesen Trip vorbereitet. Physisch und ausrüstungstechnisch war alles perfekt. In meinem Kopf sah es dagegen immer noch anders aus, waren Fragen der überwiegende Bestandteil des Gedankenfachs. Bergjagd fand für mich bisher stets unterhalb von 3.000 Metern statt, jetzt ging es erstmals höher hinaus. Als die Räder des Silbervogels den Flughafen von Baku quietschend begrüßten, rissen Sie mich aus meinem nächtlichen Dämmerschlaf und läuteten damit das ...