Deutschland will gegen Wildtierhandel vorgehen
Anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Artenvielfalt kündigte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) eine deutsche Initiative gegen Wildtiermärkte und Wildtierhandel an. Gemeinsam mit WWF, der amerikanischen „Wildlife Conservation Society“ und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt startete er im Berliner Zoo eine „Internationale Allianz gegen Gesundheitsrisiken im Handel mit Wildtierprodukten“.
Müller: „Je mehr die natürlichen Lebensräume schrumpfen, desto größer ist die Gefahr, dass Viren vom Tier auf den Menschen überspringen. Corona ist das jüngste Beispiel.“
Der selbstbewusste Bayer will die „fünfzig für die Gesundheit gefährlichsten Wildtiermärkte so schnell wie möglich schließen“. Viele davon liegen in China, und es bleibt abzuwarten, wie die dortige Regierung auf die Berliner Initiative reagiert. China ist seit Jahren der weltweit größte Importeur illegaler Wildtierprodukte von Rhino-Horn bis Pangolin-Schuppen. Sollte es Müller gelingen, die Chinesen davon abzubringen, so wäre ihm der Respekt aller Naturschützer gewiss.
Was allerdings den Stopp des Wildtierhandels angeht, so bleibt abzuwarten, was damit gemeint ist. Millionen Menschen in den Entwicklungsländern, darunter viele indigene Völker, leben auch von wildlebenden Tieren. Ihnen das zu verbieten, würde sie ins Elend stürzen. Es geht dabei deshalb eher um Nachhaltigkeit der Nutzung, als sie zu beenden. Auch in ländlichen Conservancies und den Pufferzonen der Nationalparks ist es sinnvoller, Wildtiere kontrolliert zu bejagen, als sie durch Ziegen und Rinder zu ersetzen.
Tieraktivisten und Tierrechtler fordern von der Bundesregierung hingegen einen Totalstopp von Jagd und Wildtierhandel. Solche einfachen Lösungen für komplexe Probleme sind allerdings nicht zielführend, sondern sogar kontraproduktiv. Sie hätten Armut, noch mehr Wilderei und einen weiteren Verlust an Artenvielfalt zur Folge.
Ob dem Bundesentwicklungsminister im Berliner Zoo klar war, wie dick das Brett ist, das zu bohren er angekündigt hat? rdb
Bild 1: Dorfwildhüter im südlichen Tansania haben in ihrem "wildlife management area" einen jungen Buschbock auf Grundlage einer Jagdquote erbeutet. Er wird im Dorf verwertet.
Foto: Rolf D. Baldus
Bild 2: Wildtiermarkt in Guangzhou: Hier werden unter anderem hochgiftige Tausendfüßler, streng geschützte Seepferdchen und Riesenschlangen sowie sündhaft teure Flossen vom stark gefährdeten Walhai angeboten
Quelle: Dietrich Jelden
Foto 3: BMZ Müller in Berlin (http://www.bmz.de/.../200520_pm_012.../index.html)