Manch ein Jäger wurde in den letzten zweihundert Jahren in Afrika von einem Löwen aus dem Zelt gezogen, wenn der Eingang nicht verschlossen war. Doch eine Zeltwand gilt gemeinhin als ausreichender Schutz gegen Löwenattacken.
Dass dem aber nicht immer so ist, zeigt der Fall eines in Namibia geborenen Naturforschers vom „Botswana Wild Bird Trust". Götz Need war im Okavango Delta in Botswana mit einer Gruppe auf Safari und schlief friedlich in seinem kleinen Zelt, als er am 7. Dezember um 01:26 Uhr unsanft geweckt wurde. Ein großer Kopf mit Schnauze schubste ihn unsanft durch die Zeltwand. Dem „birdwatcher“ wurde schnell klar, dass er sich plötzlich ziemlich weit unten auf der Nahrungskette befand.
Need rief um Hilfe und schlug dem Löwen auf die Nase. Als Reaktion biss der ihn. Durch den Lärm geweckt kam der namibische Forschungsleiter aus einem anderen Zelt und sah im Licht einer Stirnlampe, was im Camp vor sich ging. Der männliche Löwe hatte inzwischen sein Opfer in den Kopf und den Arm gebissen. Die dünne Nylon-Zeltwand stellte für ihn kein Hindernis dar.
Forschungsleiter Dr. Brandis schlug dem Löwen mit einem Knüppel über die Nase und bombardierte ihn mit allem, was so zu finden war. Dazu gehörten, so wird berichtet, auch die im Busch von Botswana reichlich herumliegenden Losungshaufen von Elefanten. Verständlich, dass die ohne Wirkung blieben. Der einheimische Guide schoss einen für die Abwehr von Bären hergestellten Kracher aus Amerika ab, der sich aber auch als ungeeignet für afrikanische Löwen erwies. Nur für einen Moment ließ die Großkatze los, um gleich darauf wieder zuzuschnappen.
Offenbar gab es im Camp keine Waffe. Klar, man weiß ja aus den Tiersendungen im Fernsehen, dass Afrikas Großwild eigentlich ganz friedlich ist und Touristen, Mitglieder*innen von PETA und Greenpeace sowie Tierversteher jeglicher Couleur liebt und ihnen mit Empathie begegnet. Guide Water Setlabosha wusste da besser Bescheid. Er rannte zu einem Fahrzeug, überfuhr den Löwen mehrmals und puschte ihn vom Zelt weg. Der Löwe verzog sich daraufhin.
Drei Stunden dauerte die 78-km-Fahrt bis nach Maun, wo Neef in einer Privatklinik versorgt wurde. Später wurde er nach Windhuk ausgeflogen. Es geht ihm wieder gut, und er ist auf dem Wege der Besserung. Vom Löwen kann man das nicht sagen. Er wurde erschossen. Angeblich war er alt und ausgemergelt. Allerdings gehören Menschen zum normalen Beutespektrum von Löwen jeglichen Alters.
Afrikareisende schliefen früher in Zelten aus stabilem Segeltuch. Sie waren zwar schwerer als hauchdünnes Nylon und nicht so wasserdicht, aber sie waren bissfest.
rdb
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