Ein neuer Kolonialismus, angeführt von US-amerikanischen Tierschutzorganisationen, der die Entwicklungsmöglichkeiten der ländlichen Bevölkerung in vielen Staaten des Südlichen Afrika drastisch einschränkt? Ein Expertenbericht von Max Abensperg-Traun.
Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eines der Kernthemen unserer Zeit, und das Südliche Afrika hat hier eine unangefochtene kontinentale Vormachtstellung (Tabelle 1) – und das, obwohl einige dieser Staaten zu den ärmsten der Welt gehören. Laut der International Union for Conservation of Nature/ IUCN (Weltnaturschutzunion) befinden sich in diesen wenigen Ländern ca. 80 % der kontinentalen Population der Elefanten, 70 % der Löwen, 90 % der Nashörner (Breit- und Spitzmaulnashorn) und 40 % der Giraffen, um nur einige der bekanntesten Arten zu erwähnen. Hier ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass an die zwei Drittel dieser Populationen außerhalb von Nationalparks leben. Man könnte also annehmen, dass die Weltgemeinschaft diese Leistung begrüßt und würdigt. Aber ist dem auch so?
Afrikas Wildpopulationen heute im Vergleich zu den 1970er Jahren
Region (seit den 1970er Jahren) | Nationalparks | Schutzgebiete außerhalb von Nationalparks |
Südliches Afrika* | Zunahme | 500 % Zunahme |
Ostafrika | 50 % Rückgang | 70 bis 80 % Rückgang |
Westafrika | 80 % Rückgang | Keine Statistiken |
*SADC, primär Namibia, Botsuana, Simbabwe, Südafrika, Sambia und Tansania
Nach katastrophalen Tiefständen der Wildpopulationen in den 1960er und 1970er Jahren stellt diese Entwicklung global gesehen einen der bemerkenswertesten Erfolge in der Wiederinstandsetzung vormals massiv reduzierter Populationen dar. Die Gründe für diese Erfolge im Südlichen Afrika liegen auf der Hand: Erstens wurde Wild ein wichtiger ökonomischer Wertschöpfer in marginalen (für Jagdtourismus geschützten) Gebiete...