In den Karpaten auf Brunfthirsch zu jagen bedeutet lange Aufstiege, wegen Wölfen verwaiste Brunftplätze, manches Mal nur wenig Zeit zum Ansprechen. Man muss sich den Erfolg erarbeiten – und den schmalen Grat schneller Entscheidungen entlangwandeln.
Text Hubertus Schmidt
Fotos Hubertus Schmidt, Adobe Stock (Szymon Bartosz, sergnester, Michal)
Der letzte Jagdtag war angebrochen. Morgens hatten wir noch eine letzte, leider erfolglose, Pirsch im Revier Borca unternommen und waren nach einem herrlichen Frühstück zurück nach Ardeluta gefahren. Doru hatte nicht selber kommen können; so hatte er kurzerhand einen Fahrer organisiert, der uns zum Ausgangspunkt unseres Karpatenabenteuers, nach Ardeluta, zurückbringen sollte.
Wir erreichten rechtzeitig vor dem letzten Ausgang die Cabana Gosman, wo die Jäger bereits beratschlagten, welche Gebiete heute noch bejagt werden sollten. Mein Pirschführer würde am heutigen Abend – oder sollte man besser Nachmittag sagen – Viorelle sein. Ein etwa Mitte Vierzigjähriger, drahtiger Karpatenwaldläufer, der leider nicht ein Wort Deutsch oder wenigstens einige Brocken Englisch sprach. In seinem Pick-up Isuzu-Diesel Marke Asbach schien außer dem Motor, den Rädern, dem Lenkrad und glücklicherweise auch den Bremsen nicht wirklich noch weiteres technisches Detail funktionsfähig zu sein, aber um über die Karpatenpisten zu ruckeln, erschien das Gefährt hinreichend geeignet. So nagelten wir also neben der Tarcău flussabwärts, um in Brates linkerhand abbiegend die zwischenzeitlich wieder asphaltierte Talstraße gegen eine Schotterpiste zu tauschen. Nur wenige Kilometer später zweigten wir nach rechts ab und folgten dem geschotterten Waldweg...