Die Geschichte der Wildtruthähne Nordamerikas ist von Erfolg gekrönt, denn die einstmals bedrohten Wildvögel sind dank umfangreicher Schutzmaßnahmen wieder in den meisten Bundesstaaten vertreten. Und die zählen bei den Jägern zu den besonders begehrenswerten Arten – und dies nicht nur zu „Thanksgiving“. Unser Autor hat sich jedenfalls, wenn auch spät, total für diese Wildart begeistert.
Text & Fotos Hans Schabel
Mehrere Tage vor dem Erntedankfest rief unsere Tochter Sabine an. Sie käme mit ihrer Familie zum gemeinsamen Feiern, und ich möge dazu möglichst einen „organischen“ Truthahn bereitstellen. Da meine Jagd auf einen Wildtruthahn auch dieses Jahr wieder mal mehr spannend als erfolgreich geblieben war, rief ich bei einer Geflügelfarm an. Dort waren leider schon sämtliche der schneeweißen Gigaputen reserviert. Was jetzt? Morgen würde der letzte Jagdtag sein und die Wettervorhersage war wenig ermutigend. Auch die Tatsache, dass ich seit meinem ersten Jagdversuch auf Wildtruthahn 36 Jahre früher noch keinen einzigen dieser „wild and wily“ (wild und listigen) Vögel erlegt hatte, gab wenig Grund für Optimismus. Einen organischen Truthahn zeitlich zu beschaffen schien aussichtslos.
Am folgenden Tag komme ich gegen Mittag bei strömendem, kaltem Regen zurück nach Hause, als ich in etwa hundert Meter Entfernung auf einem angrenzenden Waldweg fünf Stück Trutwild entdecke. Mit hängenden Köpfen und triefenden Federn im eisigen Guss stehend, scheinen diese Vögel heute bei weitem nicht so wachsam wie gewohnt. Tatsächlich haben sie mich auf diese überschaubare Distanz nicht bemerkt, weshalb ich sofort ein Gebet gen Himmel schicke und mich beeile, meine Benelli Nova, eine Vorderschaft-Repetierflinte, zu holen, und mir meine Tarnkluft überzuwerfen. Kurz später verweilen die Vögel imm...