Was im deutschsprachigen Raum der Große Hahn ist, ist in Nordamerika der Truthahn. Vom Stellenwert und von der Anzahl der erlegten Tiere rangiert er ganz vorne. Jahr für Jahr zieht die Balzjagd hunderttausende Jäger in ihren Bann. Dabei war der wild turkey sogar vom Aussterben bedroht. Heute ist er eine der großen Erfolgsgeschichten konservativer Jagd in Nordamerika.
Text: Kelly Ross
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
Fotos: Donald M. Jones, Chris Eberhart
Es war Ende Mai und die Zeit der Frühjahrs-Bärenjagden war in vollem Gange. Meine Frau und ich fuhren gerade einen matschigen Rückweg entlang und besprachen, wo wir die Nachmittagspirsch starten wollten, als etwas meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Neben dem Weg sah ich in einer kleinen vergrasten Freifläche wilde Truthähne! Nie zuvor hatten wir so hoch im Norden von Manitoba diese urigen Wildvögel gesehen, doch nun waren sie direkt vor uns und demonstrierten, dass sie sich gen Norden ausbreiteten. Zwei große Hähne hatten sich aufgeplustert, den Stoß weit aufgefächert und umkreisten sich drohend, bis sie schließlich aufeinander losgingen, um die sie umgebende Damenwelt zu beeindrucken.
Als die ersten Europäer in der neuen Welt ankamen, gab es wilde Truthähne in Mexiko, den meisten der kontinentalen Bundesstaaten der USA und im südlichen Kanada. Bevor die Weißen den Kontinent besiedelten, betrug die gesamte Population mehr als elf Millionen Vögel. In den Erzählungen der ersten Siedler liest man immer wieder von Schwärmen von mehreren hundert Vögeln.
Truthähne waren lange Zeit eine der Haupternährungsquellen für viele Ureinwohner. Außerdem benutzten sie die Federn, um daraus ...