Text: Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel
Die Frage lässt sich nicht einfach beantworten, weil selbst Biologen nicht allgemeingültig definieren können, was eine Art ist. Mit der Verfeinerung molekulargenetischer Methoden gerät selbst die gängigste Artdefinition ins Wanken. Pflanzen sich Tiere bisexuell fort, gibt es also männliche und weibliche Individuen, kann man eine Gruppe dann als Angehörige einer Art (Biospezies) bezeichnen, wenn alle untereinander zumindest potentiell fortpflanzungsfähig sind, wenn sich also jeder mit jedem paaren kann. Eine solche Fortpflanzungsgemeinschaft einer Art wird von Biologen als Population bezeichnet. Durch die Vermischung von Genen im Zuge der bisexuellen Fortpflanzung könne die Angehörigen einer Art also alle zumindest grundsätzlich aus einem Genpool schöpfen.
Gehören dann Pferd und Esel einer Art an, weil man Maulesel (Mutter Esel, Vater Pferd) und Maultiere (Mutter Pferd, Vater Esel) erzeugen kann? Nein, denn es müssen sich die Nachkommen ihrerseits ebenfalls wieder erfolgreich über viele Generationen fortpflanzen können. Maultiere und Maulesel sind jedoch bis auf extrem wenige Maultierstuten unfruchtbar.
Wenn sich Arten ungeschlechtlich fortpflanzen, und davon gibt es im Tierreich eine ganze Menge, dann greift die so einfach klingende Definition überhaupt nicht. Man muss dann das Konzept der Morphospezies bemühen, nach dem lediglich die hohe Ähnlichkeit von unterschiedlichsten Merkmalen Individuen zu einer Art zusammenfasst. Wie sich diese Ähnlichkeit genetisch erklären lässt, ist nicht unklar, denn eine ständige Vermischung von Genen wie bei der bisexuellen Fortpflanzung gibt es ja hier nicht.
In unserem Zusammenhang muss man sich Hund und Hausschwein etwas näher anschauen. Der Mensch hat ausgehend von Wildformen (Wolf und Wildschwein) Ha...