Text: Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel
Fotos: Adobe Stock ( Sylvie Bouchard, herraez, tinkivinki)
Ursus maritimus, der Eisbär, kommt nur in der Arktis vor, obwohl er in der Antarktis sicher ebenso gut leben könnte. Pinguine sind mit einer Ausnahme (Galapagos-Pinguin Spheniscus mendiculus) nur auf der Südhemisphäre heimisch. Warum ist das so?
Der Lebensraum einer Art (Habitat) mit all seinen biotischen und abiotischen Parametern kann als ökologische Nische bezeichnet werden. Biologen reden von Nischenäquivalenz, wenn es um ähnliche Nischen auf verschiedenen Kontinenten geht. Herbivore, also pflanzenfressende Säugetierarten, besiedeln außer der Antarktis alle Erdteile, allerdings mit unterschiedlichen Arten. Gabelböcke (Pronghorn – Antilocapra americana) gibt es bspw. nur in Nordamerika, Gnus (Gattung Connochaetes) nur in Afrika, und Rote Riesenkängurus (Macropus rufus) grasen nur im australischen Outback. Aber auch „umgekehrte“ Fälle springen selbst dem Laien sofort ins Auge. Der südamerikanische Nandu, der afrikanische Strauß und der Emu aus Australien ähneln sich in Aussehen, Lebensweise und Ansprüchen an ihr Habitat sehr stark. Weshalb sind so ähnliche Vogelarten auf drei Kontinenten beheimatet? Weshalb gibt es aber in der Antarktis keine Eisbären und auf der Nordhemisphäre keine Pinguine?
Die Besiedelung äquivalenter Nischen mit unterschiedlichen oder auch ähnlichen Arten ist wie die Verbreitung aller rezenter Tier- u...