Dr. Rolf D. Baldus, Internationaler Rat für die Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC)
Jäger lassen sich leicht ins Bockshorn jagen. Sie reagieren defensiv, wenn man ihnen vorwirft, sie würden Bambis oder andere Streicheltiere meucheln. „Ach, wir schießen doch nur die alten und kranken Tiere“, ist eine immer wieder gern benutzte Ausrede angesichts kritischer Fragen von Tierfreunden und vorwurfsvoll dreinblickender Kinderaugen. Mit solchen Entschuldigungen, die genauso falsch wie kontraproduktiv sind, lassen wir uns ins Abseits drängen und akzeptieren eine in der öffentlichen und vor allem in der veröffentlichten Meinung weitverbreitete Hypothese, dass nämlich dem reinen Schützer der Natur eine höhere moralische Qualität innewohnt als dem Nutzer, vor allem dem Jäger.
Dabei gibt es seit fast zwanzig Jahren eine Art Grundgesetz, nach dem wir unseren Umgang mit der Natur bewerten können. Es ist das „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (CBD), das inzwischen immerhin 168 Staaten und die EU unterzeichnet haben. Die nachhaltige Nutzung der biologischen Ressourcen steht hier gleichberechtigt neben dem reinen Schutz. Daraus folgt, dass jede Problemlage eine Entscheidung über Schutz und Nutzung oder den richtigen Mix aus beiden braucht. Solche Entscheidungen sind sachlich und nicht ideologisch oder emotional zu treffen. Im Übrigen gibt es keinerlei Grund, den Schützern einen moralischen Bonus zu geben, wie es so oft geschieht. Fast alle, die in den Medien so geschickt für den Totalschutz eintreten, sind bezahlte Funktionäre. Es ist ihr Beruf, betroffen dreinzublicken, sich ein moralisches Mäntelchen umzuhängen und die nachhaltige Nutzung, insbesondere die Jagd, schlechtzumachen.
Wie solche Gruppen arbeiten, konnten Mitte Mai die rund 90 Teilnehmerinnen un...