Am Anfang einer besonderen Jagd steht der Traum. Die Sehnsucht nach besonderen Erlebnissen und nach bestimmten Wildarten nährt die Vorfreude. Und dann geht es endlich los. Was passiert aber, wenn Realität und Wunsch nicht deckungsgleich sind?
Text: Henrik Lott
Fotos: Dr. Christian Oberschelp, Mario Rosenthal
Für mich stand immer schon fest, dass ich einmal im Leben einen der sagenumwobenen Riesenbären von Kamtschatka jagen wollte. Viel habe ich darüber gehört und vor allem gelesen. Meistens hat mich aber die dort vorherrschende Jagdart bzw. der „Weg zur Trophäe“ abgeschreckt. Im Winter bzw. Frühjahr die Fährte auf einem dröhnenden Motorschlitten aufzunehmen oder im Spätsommer eine Jagd, die mit Helikopter oder Schützenpanzer unterstützt wird, kam nicht infrage.
So will ich nicht jagen. Für mich muss der Weg zur Trophäe möglichst herausfordernd sein. Er ist das nötige Salz in der Suppe. Und alt sollte der Bär sein! Ein Uropa von Bär. Das war mein Traum.
2016 bin ich auf ein bis dahin einmaliges Angebot einer Jagdreiseagentur gestoßen. Eine Jagd auf den Kamtschatka-Braunbären ausschließlich zu Fuß in Zentralkamtschatka am Fuße eines erloschenen Vulkans. Eine Jagd für sportliche Jagdästheten. Das hörte sich interessant an! Zudem war der Chef des örtlichen Jagdreiseveranstalters ein studierter Wildbiologe. Das ließ mich hoffen, dass auch er ein großes Interesse daran hat, nur wirklich reife Bären zu erbeuten. Nach einigen Gesprächen mit der Agentur buchte ich die Jagd für Anfang September 2018. Vor Ort angekommen, war die Situation jedoch etwas anders als im Jagdkatalog beschrieben bzw. wie sie vom Jagdreiseanbieter geschildert wur...