Geschichten über mutige Männer, die Menschenfressern in den indischen Dschungeln nachstellten, gibt es viele. Aber diese sind meist viele Jahrzehnte alt, wie die von Jim Corbett, Kenneth Anderson oder dem deutschen Werner Fend. Jagdzeit International hat einen der wenigen noch lebenden Jäger ausfindig gemacht, die sich aktuell mit dieser Thematik auseinandersetzen. Ein Einblick in die aktuelle Jagd nach menschenfressenden Großkatzen in Indien.
Text: Dr. M. Metzner
Collagen: Special Agent SW
Fotos: Privat, Pressedienst India News
Titelbild: Tiger meiden menschliche Ansiedlungen mehr als Leoparden. Deswegen machen letztere auch häufiger Jagd auf Zweibeiner.
Hinter einem Busch entlang des Flusses liegt Lakhpat Singh Rawat auf der Lauer. Er beobachtet die Gegend, ist absolut konzentriert. Vor ihm im dichten, trockenen Wald hört er Geräusche eines Tieres, doch es ist nur ein Axishirsch. Er sieht durch das Zielfernrohr seines Gewehrs und fragt sich, wohin der Leopard wohl den Jungen gezogen hat, nachdem er ihn vor wenigen Stunden im naheliegenden Dorf getötet und in seinem Fang weggeschleppt hat. Dann erkennt er eine Bewegung.
Langsam, für das ungeübte Auge kaum sichtbar, schiebt sich eine gelbbraune Silhouette durch das Gestrüpp. Rawat entsichert und ist bereit, die große Katze zu töten. Sein Jagdhelfer richtet geschickt einen starken Handscheinwerfer auf die Großkatze, doch Rawat senkt sein Gewehr wieder. „Das ist nicht der Menschenfresser“, sagt er als den Zeigerfinger vom Abzug nimmt „der hier ist viel zu jung“.
Seit der Jahrtausendwende hat Rawat 45 Leoparden und einen Tiger gestreckt. S...