Am Rande des Mecsek-Gebirges im Süden Ungarns lockte die Hirschbrunft. Vor allem die Pirsch durch die fast undurchdringlichen Laubholzdickichte sorgte für unvergessliche Eindrücke.
Text & Fotos Sascha Numßen
Der noch recht kühle Morgen graut, und Oberjäger Attila und ich tasten uns langsam, aber leise an einen provisorischen Erdsitz heran. Das Röhren aus dem rund 350 Meter entfernten Bestand sorgt für Gänsehaut – zumindest bei mir, der nicht jahrein, jahraus an solch einem Spektakel teilhaben darf.
Keine fünf Minuten nachdem wir sitzen, knackt es hinter uns, ein Altier mit Kalb und Schmaltier wechseln schemenhaft auf die Windwurffläche, keine vierzig Gänge entfernt. Wieder knacken Äste hinter uns, und zaghaft folgt ihnen der Hirsch. Doch Attila schüttelt den Kopf, und auch ich sehe dann einen jungen Hirsch vom etwa 5. Kopf, ein ungerader Zwölfer, der, angestachelt durch unseren Hirschruf, eine junge Buche vor unseren Augen zerfetzt und sogar bis auf zehn Meter herankommt. Irgendwann küselt der Wind, und der Spuk ist so schnell vorbei, wie er kam.
Am Vorabend hatte ein Jäger schon Waidmannsheil gehabt und an einer Freifläche einen 7,3-Kilogramm-Hirsch gestreckt, der heute morgen bei der Nachsuche längst verendet fünfzig Meter vom Anschuss gefunden wurde. Richtig schwer werden die Mittelgebirgshirsche hier nicht, das kann man nicht mit den Donauauen vergleichen. Trotzdem ist die Stimmung ausgelassen, und beim Streckelegen und Verblasen verschwinden auch ein, zwei Gläschen Jägermeister in den staubtrockenen Kehlen der Jäger, bevor es danach erstmal für ein paar Stunden in die Kojen geht.