Wenn der Winter sein weißes Kleid über die Wälder legt, wenn die Flocken leise zu Boden gefallen sind, dann schlägt die Stunde des Jägers. Zumindest, wenn er die Kunst des Ausneuens zu beherrschen weiß …
Text: Martin Lippmann
Fotos: Erich Marek
Illustration: Ewald Harrer
Heutzutage werden wohl die meisten Sauen des Nachts an der Kirrung und auf länger geplanten „revierübergreifenden“ Jagden geschossen. Kreisen müssen die meisten Jäger nicht mehr können. Ausneuen, die feinste Form des Kreisens, wird kaum noch praktiziert.
Bitte, ich möchte jetzt nicht missverstanden werden und schicke deshalb voraus, dass ich auf großen Jagden viele frohe Stunden erleben durfte, manchmal reiche Beute gemacht habe und mich oft im Kreise Gleichgesinnter sauwohl gefühlt habe. Den jeweiligen Jagdherren bin ich dankbar dafür. Was ich sagen will: Eine große Saujagd als Gast erleben zu dürfen, kann schöne Jagd sein, aber es ist ziemlich passive Jagd.
Passive Jagden sind große Bewegungsjagden (eigentlich bewegen sich nur die Treiber und Hundeführer, deren Hunde und hoffentlich auch die Sauen) für den Gast vor allem deshalb, weil ihm wesentliche Elemente des Jagens abgenommen werden: das Suchen, Folgen und Finden des Wildes. Ebenso natürlich das Stellen, Sprengen und Schussbarbringen. Auch der Stand wird für ihn ausgesucht. Wer auf welchen Stand kommt, wird gelegentlich durch die gesellschaftliche Stellung des Gastes bestimmt oder auch durch dessen Freundschaftsgrad zum Jagdherrn, vielleicht auch durch die Schussleistung des Gastes, genauer: sein von ihm zu erwartender Beitrag zum Jagderfolg. Die jagdliche Tätigkeit des Gastschützen beschränkt sich also auf das Ansprechen, Schießen und möglichst oft und hoffentlich sauber Treffen. Mit einer erforderlich werdenden Nac...