Föhr ist ein jagdliches Eldorado für Niederwildjäger und Vorstehhundführer. Auf der Nordseeinsel, die im Wesentlichen frei von Prädatoren ist, kommen Hase, Fasan und Co. flächendeckend in hohen Besatzdichten vor. Wir haben Insulaner Richard Quedens auf die traditionelle Utersumer Treibjagd begleitet.
Text und Fotos Anna Lena Kaufmann
Wer vom Festland kommt, wird schnell merken, dass auf Föhr (fries.: Feer) der Hase anders läuft. Die Einheimischen leben getreu dem Motto „Leewer duad üüs slaaw“ – das ist Fering, Föhrer Friesisch, und bedeutet „Lieber tot als Sklave“. So gelten auch für die Jagd eigene Regeln. „In Utersum haben beispielsweise alle Jagdgenossen mit Jagdschein dieselben Rechte und Pflichten wie Pächter und sind somit gleichgestellt“, erklärt Richard Quedens, genannt Richi. Zudem ist es gang und gäbe, dass jagende Insulaner, die in einem Revier wohnen, automatisch zur jährlichen Driwjacht (hochdeutsch: Treibjagd) eingeladen werden. Als Gast an einer solchen teilnehmen zu dürfen, ist somit wie ein Sechser im Lotto. Apropos Lotto – die Föhrer lieben Traditionen, die eigene Sprache eingeschlossen. Neben dem „Streckeschätzen“ ist auch das sogenannte „Hasenlotto“ ein fester Bestandteil des jagdlichen Brauchtums. Dazu später mehr.
In jedem der 15 Föhrer Reviere findet im Herbst in der Regel eine größere Gesellschaftsjagd teil, jedenfalls wird jede Fläche nur einmal bejagt – so auch in Utersum. Das kleine Örtchen im äußersten Südwesten der Insel liegt idyllisch eingebettet zwischen Dünen und Kieferwäldern und zählt 17 Jäger. Richard ist einer von ihnen. Der 40-Jährige ist Friese durch und durch. Die Wurzeln seiner Familie reichen zurück b...