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Baldus-Kolumne – Wildnis aus der Retorte

afrika baldus kolumne pongola
Dr. Rolf D. Baldus | 8 Min. Lesezeit
Ein Artikel aus Ausgabe 52

Text Dr. Rolf D. Baldus

 

Früher habe ich behauptet, das tansanische Selous-Wildreservat, in dem ich einige Jahre meines Lebens verbracht habe, sei Afrikas ältestes Wildschutzgebiet. Immerhin wurde es vom deutschen Reich schon 1896 gegründet, wie ich selbst durch Aktenstudium im Nationalarchiv in Dar es Salaam herausfand. Zum Vergleich: Das Siebengebirge, in dem ich heute meine Tage verbringe, gilt als Deutschlands ältestes Naturschutzgebiet. Es entstand aber erst 26 Jahre später.

Nur durch Zufall erfuhr ich dann, dass ich mich irrte, als ich den Selous zum afrikanischen Rekordhalter erklärte. Das Pongola Reservat in Südafrika ist schon 1894 gegründet worden und damit zwei Jahre älter. Allerdings wurde es 1921 wieder aufgelöst, so dass ich – etwas haarspalterisch – meinen geliebten Selous zum ältesten Wildpark in Afrika erklärte, der bis heute ununterbrochen Bestand hatte. Mein Interesse an Pongola war jedenfalls geweckt.

Da kam eine Anfrage des bekannten Berufsjägers Ronnie Rowland gerade recht. Mein alter Freund hat in diesem Jahr einen runden Geburtstag und wollte aus diesem Anlass selbst wieder einmal in Pongola jagen, wo er vor gut dreißig Jahren seine Karriere als PH begonnen hat. Er fragte einige Freunde, darunter auch mich, ob wir ihn dorthin begleiten wollten. Und ob ich wollte! Allerdings kommentierten einige Jagdfreunde spöttisch, dass ich jetzt wohl auch zu denen gehörte, die Weihwasser predigten und Wein tränken und im mit ausgesetzten Tieren prall gefüllten Gatter die Büchse führten.

Ja, nach Wildnis sah es nicht aus, als wir in Natal durch den wildsicheren Zaun ins Reservat rollten. Hinter uns eine Schnellstraße, über die LKWs brausten, eine Eisenbahnlinie samt Brücke und bewässerte Orangenplantagen und Zuckerrohrfelder. Doch abends saßen wir am Lagerfeuer mit...

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