Im Arnhemland zu jagen, bedeutet Wildnis zu erleben, so wie sie schon lange existiert. Unseren Autor hat aber nicht nur dieser Umstand gereizt, denn er jagt recht archaisch, er führt eine Steinschlossmuskete. Es gilt also, nah ans Wild zu kommen!
Text und Fotos: Heinz Faude
„Er wird kommen“, sagt Eric leise zu mir. Langsam spanne ich den schweren Hahn der Muskete und beobachte den Büffel, der jetzt vielleicht noch 80 Meter von uns entfernt ist. Wir hocken hinter einem Baum und der Büffel fixiert uns unentwegt. Dann zieht er direkt auf uns zu, verhofft immer wieder und versucht zu erkennen, welch seltsame Wesen da wohl in sein Reich eingedrungen sind. Immer näher zieht der Bulle heran und ich sehe seine mächtige Brust und die beiden hellen Streifen auf dem Träger. Ich wundere mich über mich selbst: So ruhig, so konzentriert, so fokussiert auf den einen Moment, fast wie in Trance ohne jeden Gedanken, bin ich in meinem hektischen Leben sonst nicht. Der Moment der Wahrheit.
Da erscheint der Büffel zwischen zwei Bäumen, verhofft und fixiert uns, riesengroß, kaum 20 Schritt entfernt. Das grobe Korn der Muskete steht längst auf seinem Stich. Doch dann setzt kurz, fast schmerzhaft das Denken ein, denn vor seiner Brust befindet sich ein kleiner Ast und mit einiger Willensanstrengung zwinge ich mich, nicht zu schießen. Der Büffel setzt sich wieder in Bewegung, ein paar Schritte und er steht erneut. Alles passt, ich sehe das grobe Korn auf der breiten Brust, nehme unbewusst die hellen Streifen wahr, schon reißt die Muskete Funken und der Schuss kracht. Ein schmerzhafter Schlag in die Schulter, und eine gewaltige Qualmwolke, die sich wie eine riesige Schlange bis an den Büffel windet, nimmt mir völlig die Sicht. Es dauer...