Text und Fotos: Ludwig Siege
Es gibt in Afrika auch heute noch Antilopen, die so gut wie unbekannt und unerforscht sind. Dazu gehören z. B. west- und zentralafrikanische Wald-Ducker wie der Zebraducker und der Schwarzducker. Ihre heimliche Verhaltensweise und die Unzugänglichkeit ihres Verbreitungsgebiets, der von Liberia bis Sierra Leone reichende Regenwald, machen die Sichtung oder gar Erlegung zu einem ganz besonderen Ereignis. Es gibt aber auch in der ostafrikanischen Steppe Antilopen, über die man immer noch so gut wie nichts weiß und von denen noch nicht einmal das Verbreitungsgebiet bekannt ist. Das Silver-Dikdik gehört dazu, ich hatte in der Jagdzeit International Nr. 32 kurz darüber berichtet.
Im November 2018 ergriff ich die Gelegenheit, die Ogaden-Region in Ostäthiopien zu besuchen. Organisiert wurde die Expedition vom ehemaligen Berufsjäger Hakan Pohlstrand. Unser Ziel war es, das Dibatag, auf Deutsch auch manchmal Lamagazelle oder Stelzengazelle genannt, zu finden und wenn möglich zu fotografieren. Laut Wikipedia ist das Dibatag „als endemischer Bewohner der Ogaden-Wüste (im Grenzgebiet zwischen Äthiopien und Somalia) und Zentral-Somalias … eine der seltensten Antilopen überhaupt.“
Das Dibatag, eigentlich richtiger Dabatag (daba bedeutet in der Somali-Sprache „Schwanz“ und tag „aufrecht“), ist eine relativ große Gazelle, dem besser bekannten Gerenuk auf den ersten Blick sehr ähnlich, jedoch etwas geringer, von grauerer Farbe und mit rietbockartig nach vorne gebogenen Hörnern. Deshalb wurde es nach der Entdeckung 1890 zunächst fälschlicherweise unter die Riedböcke eingeordnet (Cervicapra clarkei 1891), wenig später aber neu als Ammodorcas clarkei klassifiziert. Bei der Flucht stellt es den circa 50 Zentimeter langen schwarzen Wedel senkrecht in die Höhe, dah...