Manchmal dauert es etwas länger, bis sich eine Chance ergibt, auf die man lange gewartet hat. Unser Autor Hans Schabel hat sich seinen Traum vom Bergnyala im zarten Alter von 80 Jahren erfüllt. Mit dieser Reise schließt sich der Kreis der Drehhornantilopen, die er somit allesamt bejagen konnte. Und wir erfahren auch, was es mit dem Sperrwert zu tun hat …
Text & Fotos Hans G. Schabel
COVID spukte immer noch durch die Welt, als mein Bruder anrief, um mich zu einem Familientreffen in Deutschland einzuladen. Nach zwei Jahren erzwungener Sesshaftigkeit, Langeweile und Isolierung brauchte es keine zwei Sekunden, um ihm zu versichern, dass ich auf Teufel komm raus mitmachen würde. Unter den Umständen war ich der Meinung, dass selbst riskantes Reisen dem Vergreisen vorzuziehen war.
Zwei Wochen später wurde mir eine Jagdstornierung in Äthiopien bekannt. Ein amerikanischer Jäger musste seine vier Monate später geplante Reise absagen. Das zwang den Safariunternehmer kurzfristig einen Ersatz zu finden, was bei den vorherrschenden regionalen und internationalen Krisen trotz „beträchtlich reduzierter Safarikosten“ nicht leicht sein würde. Russland war gerade in der Ukraine eingefallen, während Nachrichten von Affenpocken und eine Welle von Omikron weltweit Unruhe schafften. Neben dem Bürgerkrieg in Tigray wurde Äthiopien außerdem von drei weiteren, blutigen Stammesfehden gerüttelt, während sich nebenan im Horn von Afrika die schlimmste Dürre in vierzig Jahren breit machte.
Bei der stornierten Jagd handelte es sich um eine 21-tägige, sogenannte „Full Bag“-Safari, die neben einem Bergnyala auch die Erlegung anderer begehrenswerter Wildarten Äthiopiens, inklusive Menelik-Buschbock, B...