Symbole sind heute wichtig, um Meinungen zu formen. So etwa diente die medial groß aufgezogene Verbrennung oder sagen wir besser, das Zerstören von Elfenbein in Kenia, dazu, als Aktion gegen Wilderei wahrgenommen zu werden. Insider wissen, dass dies reine Symbolpolitik darstellt. Worum geht es also wirklich?
Text: Dr. Rolf D. Baldus
Fotos: Dr. Rolf D. Baldus, iStockphoto
Am 30. April 2016 entzündete Uhuru Kenyatta, der damalige Präsident Kenias, einen Scheiterhaufen mit Kunstwerken, die Polizei und Zoll in den vergangenen Jahren beschlagnahmt hatten. Das ostafrikanische Land hat sich zu einer Drehscheibe des internationalen Schmuggels mit Raubkunst entwickelt. Gestohlene Van Goghs, Picassos und Lichtensteins gingen genauso in Flammen auf wie 2.000 Jahre alte Plastiken aus illegalen Grabungen in den Bürgerkriegsgebieten im Irak und Syrien, Tempelstatuen aus Angkor und hellenistische Vasen. „Für uns ist Kunst wertlos, es sei denn sie steht in Museen“, sagte Kenyatta und fügte hinzu: „Die Kunsträuber in aller Welt sollen erkennen, dass Diebstahl sich nicht lohnt. Die öffentliche Meinung dreht sich jetzt. Sammler werden Raubkunst nicht mehr kaufen.“ Die Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die sich der Pflege der Kunst widmen, wohnten der Zeremonie bei und priesen Kenia wegen seiner hohen moralischen Prinzipien.
Die vorstehende Meldung ist erfunden. Richtig ist aber, dass Präsident Uhuru Kenyatta an jenem Tag elf Scheiterhaufen mit 105 Tonnen Elfenbein und 1,35 Tonnen Rhinozeros-Hörnern ansteckte. Über ein kompliziertes System unterirdischer Leitungen und mit mehreren Tanklastwagen wurden Kerosin und andere Brandbeschleunig...