Von vielen wird das Fliegenfischen als die Königsdisziplin des Angelns gesehen – schwer zu erlernen und nur an wenigen, exklusiven Bächen und Flüssen auszuführen. Aber Fliegenfischen ist weder besonders schwierig, noch besonders exklusiv. Es ist aber definitiv eine intensive Art des Angelns, die eine intensive Beschäftigung mit dem Zielfisch, seinem Lebensraum und seinen Lebensgewohnheiten voraussetzt, will man erfolgreich sein. Es ist so viel mehr als der reine Akt des Angelns.
Text und Fotos: David Ris
Anders als oft vermutet, stellt man mit der Fliegenrute nicht nur relativ kleinen Fischen in Bächen nach. Ganz im Gegenteil. In der Karibik werden in den Flats große Räuber wie Tarpun und Stachelmakrelen wie Giant Trevally an leichtem Gerät auf Sicht gefangen, an den Lachsflüssen jedes Jahr große Salmoniden jenseits der Metermarke gelandet. In Deutschland gewinnt das Fliegenfischen auf Hecht immer mehr Anhänger. Selbst Karpfen lassen sich im Sommer gut mit der Fliege beangeln. Und das meist auf Sicht. Wer einmal die Spannung erlebt hat, wenn sich eine Forelle in glasklarem Wasser langsam der Trockenfliege nähert, wenn die Grashüpfernachbildung im Sog eines Karpfenmauls verschwindet, wer einmal den knallharten Biss eines Großhechtes auf einen Streamer gefühlt hat und nach hartem Drill an leichter Rute den Fisch in Händen hält – den wird das Fliegenfischen nicht mehr loslassen. Für den, den es gepackt hat, wird das Fliegenfischen nicht selten zur Lebenseinstellung. Die Hege des Fischbestandes, die Pflege der beangelten Gewässer und nicht zuletzt ein respektvoller Umgang mit dem Fisch und untereinander sind für viele Fliegenfischer Teil der Lebenseinstellung – und das ist leider in der Angelei, ähnlich wie unter Jägern, nicht alltäglich.