In der Beringsee wurden seit Menschengedenken Wale gejagt. Zu Sowjet-Zeiten legten russische Walfangboote jeden Tag ab, harpunierten die großen Meeressäuger und zogen die Beute an Land. Dort wurden die Wale von den Einheimischen geschlachtet und zerwirkt, das Fleisch in große Kühlcontainer gebracht und das ausgekochte Öl wurde in großen Fässern gesammelt.
Text und Fotos: Andrei Sarpan
Übersetzung: Bernd Kamphuis
Das Dorf Lorino – die inoffizielle Hauptstadt der heutigen tschuktschischen Waljäger – liegt am nordwestlichen Rande an der Küste Tschukotkas. Um hierher zu kommen, muss man in die abgelegene Provinz-Hauptstadt Anadyr fliegen und dann noch ein paar Stunden mit dem Auto fahren, um diesen besonderen Flecken Erde zu erreichen.
Mit dem politischen Umbruch in den 1990ern standen die Tschuktschen mit einem Mal ohne Boote und ohne Arbeit da – und die einheimischen Jäger stiegen wieder in ihre eigenen Boote, um auf dem Meer Beute zu machen. Aber sie mussten das Handwerk ein Stück neu lernen. Ihre ersten Versuche verliefen letztlich alle erfolglos. Sie töteten zwar Wale, verloren diese aber, weil sie im Meer versanken. Dann begannen die Jäger, große Plastikkugeln an die Seile der Harpunen zu binden, die von den Tschuktschen Pyr-Pyr genannt werden. Acht oder neun dieser Bälle halten einen kräftigen Wal mit einem Gewicht von bis zu zwanzig Tonnen an der Oberfläche. Das Problem der verlorenen Beute war gelöst.
Heute wird in Tschukotka eine Quote für den Fang von Grauwalen für einen Zeitraum von fünf Jahren ausgestellt. Die Anzahl verteilt sich auf verschiedene nördliche Siedlungen. Die J...