Eine Frage des Überlebens: Wie Tschuktschen pazifische Walrosse in der Arktis jagen.
Text Andrey Fedorov
Übersetzung Bernd Kamphuis
Es ist meine vierte Expedition ins arktische Tschukotka, die mich in das Dorf Enurmino (etwas mehr als zweihundert Einwohner – Tschuktschen und Inuit und fast die gleiche Anzahl von Hunden, die die Tschuktschen züchten) führt. Ich bin vom Festland aus geflogen und es ist in der Regel üblich, bis Mitte September aus dem Norden zurückzukehren. Der Herbst im arktischen Teil von Tschukotka ist immer eine Zeit schwerer und heftiger Stürme, anhaltenden schlechten Wetters – und sehr oft mit großen Verzögerungen im Flugverkehr. Vom Festland hierher in den Norden gibt es keine direkte Straße: Zuerst muss man nach Anadyr fliegen (kein Problem), dann wartet man aufgrund des ständigen Ticketmangels eine oder zwei oder drei Wochen auf einen Flug zum regionalen Zentrum von Lavrentiya. Anschließend können nochmal ein bis drei Wochen Warterei folgen – während man auf einen Hubschrauber wartet.
Aber mein Ziel war es wert, ich musste einfach wieder dorthin. Und das Glück war an meiner Seite: Ich konnte nach nur drei Tagen fliegen. Wieder geht es also in den hohen Norden und ich weiß, was mich erwartet. Ich fliege nach Enurmino, in das Dorf der Seejäger, wo das Hauptgewerbe seit Jahrhunderten die Jagd auf meeresbewohnende Wildtiere ist.
Je weiter nach Norden, an die arktische Küste, desto mehr unterscheiden sich Lebensbedingungen, Traditionen und Kulturen, Menschen und ihre Gastfreundschaft von den mittleren Tschuktschen. Norden ist Norden, Süden ist Süden. Der Norden ist ganz anders, wie die Menschen, wie die Natur. Tschukotka selbst ist ein erstaunlicher Ort, Tschukotka im Norden ist das Synonym für Weite.