Text: Rolf D. Baldus
In den Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion veranstalteten der Internationale Jagdrat (CIC) und die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gemeinsam mehrere Seminare zum Thema nachhaltige Jagd in den unabhängig gewordenen Nachfolgestaaten. Die neueren Konzepte der nachhaltigen Jagd und des Wildlife Managements aus dem Westen waren zu Sowjetzeiten dort nicht wahrgenommen worden. Sie waren auch weiterhin nicht zugänglich, da Wissenschaftler und Jäger in aller Regel kein Englisch sprachen. Ich habe damals mitgeholfen, mehrere relevante Publikationen zum Jagdrecht in Russisch herzustellen. Wir ließen auch eine englische Publikation zu erfolgreichen Jagdmodellen in Europa, Amerika und Afrika ins Russische übersetzen. Bei späteren Zusammentreffen mit Wissenschaftlern, Beamten und Jägern war ich später erstaunt, welche große Verbreitung diese Broschüre mit den Fallstudien erfahren hat.
Allerdings dachte ich damals gar nicht daran, dass es möglicherweise auch für mich aus der russischsprachigen Jagdliteratur etwas zu lernen gäbe. Das wurde mir erst bei einer Jagdreise auf gelappte Wölfe nach Weißrussland Anfang dieses Jahres klar. Von den Jägern dort und aus den russischsprachigen Büchern, die sie mir zeigten, kann man viel Wissenswertes erfahren, vor allem über Wolf und Bär. Ersterer ist inzwischen auf Dauer nach Deutschland zurückgekehrt, und auch der Bär breitet sich in Mitteleuropa aus. Die Präsidentin des Bonner Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, hat kürzlich in der taz erklärt, es sei sehr wahrscheinlich, dass die Braunbären auch wieder nach Deutschland kommen.
Viele diskutieren bei uns über diese Prädatoren – pro und kontra. Manche freuen sich, viele fürchten sich. Nur wenige aber wissen über Wolf und Bär Bescheid. Anders i...