Ein alternder Jäger, dessen Provenienz der hohe Norden Deutschlands ist, möchte noch einmal in seinem Leben auf den Berg. Zur Gamsjagd. Also heißt es, sich ordentlich vorzubereiten, zu trainieren und auf den Punkt topfit zu sein. Glücklich wie ein Kind im fortgeschrittenen Alter, das ist Lebensqualität, trotz der immer häufigeren Zipperlein.
Text und Fotos: Jens Krüger
Wie sehr hatte ich mich über die Einladung zur Gamsjagd gefreut. Einmal noch in die Berge, hoch hinauf, unbeschwert jagen!
Wer altert, kann es mir sicher nachempfinden. Da ist es mit einem Male zu hören: der letzte Hund, das letzte Auto, die letzte Jagd fernab von zu Haus und nun sollte sie meine letzte Gebirgsjagd sein. Im Alter es als Tortur erleben, womöglich alles tragen lassen, dem Jagdführer zur Last fallen, nein, das will ich nicht. Ich möchte die Jagd genießen, meistern können, mich freuen, wenn ich gefordert werde. Ob ich mit oder ohne Gams den Berg herunterkomme, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Die Erinnerung ist lebendig, im Alter viel mehr als in der Jugend. Die Jahre kommen und gehen, aber im Alter fliegen sie förmlich und vor allem unaufhaltsam. Dabei ist für einen Jäger Leben und Sterben alltäglich. Leben und Sterben gehören nun einmal zusammen wie der Tag und die Nacht – eines bedingt das andere. So klinken wir Jäger uns in diesen Zyklus des Werdeganges ein. Wir beobachten alljährlich Geburt und Sterben im Revier und reihen uns in diesen Rhythmus bewusst ein, für uns ist der Tod zu akzeptieren. Mir zumindest fällt es nicht schwer, da ich auf ein erfülltes Jägerleben zurückblicken kann. Wer den Tod fürchtet, kann das Leben nicht genießen. Es geht im Leben nicht darum, alles künstlich zu verschönern.
Bergjagd sucht ihresgleichen, sie zeigt einem den Ursprung der Jagd. Andere Jagden dagegen...