Es erfordert viel Erfahrung, um mit einem archaischen Gewehr, einer Steinschlossmuskete, wie man sie bereits im 18. Jahrhundert verwendet hat, auf Jagd zu gehen. Besondere technische Anforderungen sowie das Geschick, sich nah an das Wild heranzupirschen, machen das Ganze zu einem sehr speziellen Unterfangen.
Text und Fotos: Heinz Faude
Die folgende Geschichte ist die Geschichte einer Jagd in Namibia mit einer besonderen Waffe. Der Name der Waffe ist Bessie und an historischen Waffen Interessierte wissen sofort, wer gemeint ist: Bessie (im offiziellen Dienstgebrauch „the king’s arm“, landläufig Brown Bess genannt) ist eine legendäre englische Steinschlossmuskete aus der Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts. Sie bekam ihren Namen von den Soldaten, denen sie fast 100 Jahre treue Dienste leistete. Meine Bessie ist kein Original, sondern wurde von dem argentinischen Waffenbauer Osvaldo Gatto bis ins kleinste Detail nachgebaut. Sie ist fast 1,50 Meter lang, wiegt etwa 4,5 Kilogramm und hat nicht die Eleganz ihrer großen Gegenspielerin, der französischen AN 1777 Muskete. Aber Bessie ist robust, solide und eine treue Begleiterin. Sie kann aber sehr kapriziös sein, wenn man sie nicht gut behandelt, etwa den Feuerstein nicht sauber einspannt oder die Schlagfläche nach dem Schuss nicht sauberwischt. Dann wird sie ziemlich bockig und rächt sich mit Fehlzündungen und ähnlich unangenehmen Dingen. Doch natürlich behandele ich Bessie gut und im Laufe der Jahre wurde sie zu meiner Lieblingswaffe.
Zu Beginn schoss ich Bessie ausschließlich sportlich in der Musketendisziplin des Deutschen Schützenbundes, doch nach und nach wuchs in mir der Wunsch, die alte Dame auch jagdlich zu führen.
Nach langem Überlegen und Ausprobieren stand für mich fest: mit Bessie jagen, das geht ohne Abstriche an der ...