Der Schuss sitzt sauber – auf der Keule. Denn dort kann das Serum des Pfeiles genügend Muskelfleisch erreichen und den Hirsch schnell müde werden lassen. Ein Wildbiologe schildert seine jagdliche Arbeit, die dazu dient, mehr über das Verhalten und die jahreszeitlichen Wanderbewegungen des Rotwilds zu lernen.
Text und Fotos: Jörg Beckmann
Sitzen, nichts als sitzen und warten. Warten und der Tiere des Waldes harren, die da vielleicht anwechseln werden. Ein Hochsitz kann so ernüchternd langweilig werden, wenn man nur genügend Zeit darauf verbringt. Ganz egal, wie fängisch die Stelle nach menschlichem Ermessen auch wirken mag.
Auf der kleinen Äsungsfläche vor der Kanzel lässt sich nichts blicken, was auch nur annähernd wie Rotwild aussieht. Aus dem einzigen Seitenfester heraus betrachtet sieht es nicht wirklich besser aus. Lediglich zwei Kraniche schritten vor einer guten Stunde auf ein paar hundert Meter über eine Schluppe und wirkten dabei ausgesprochen skurril. Wer erwartet schon Kraniche mitten im Wald?
Dann endlich eine zaghafte Bewegung am linken Bestandesrand. Ein Alttier schiebt sein langes Haupt langsam durch die tiefen Fichtenäste und sichert auf die Fläche. Hinter ihm stehen weitere Stücke, sichern, versuchen sich Wind zu holen, bewegen ihre Lauscher. Sie kennen die kleine Wildwiese und die große dunkle Kiste am nördlichen Ende offensichtlich nur zu gut. Immer mehr Stücke tauchen auf und die ersten Spießer und Kälber treten aus. Dicht gefolgt von den Tieren und ihren älteren Schwestern. Langsam beginnen sie zu äsen, während im Bestand noch mehr Wild auftaucht.
Mehrere Alttiere mit ihren Kälbern und einige Spießer stehen vor der Kanzel. Schmaltiere sind auch dabei, der Wind passt. Ich suche mir einen der vorne stehenden Spießer aus, er hat noch nicht einmal lauscherho...