Um ihren Eiweißhaushalt mit frischem Fleisch anzureichern, gehen die Nomaden der Mongolei traditionell auf Murmeltierjagd. In den offenen Flächen der Steppe haben sie einen besonderen Trick, um an die aufmerksamen Nager heranzukommen…
Text und Fotos: Frank Riedinger
In der westlichen Zentralmongolei treffe ich Anfang Oktober am Otgon Tenger, dem heiligen Berg der Mongolen, auf Murmeltierjäger. Hier in dieser abgelegenen Region kann man mit etwas Glück auch Steinböcke, Maralhirsche und Moschustiere sehen. Die nächstgrößere Siedlung im „wilden Westen“ der Mongolei ist Uliastai, das von der Hauptstadt aus bequem mit einem Inlandsflug zu erreichen ist. Bis Ulaanbaatar sind es von hier noch knapp 1100 Kilometer. Ich bin schon seit Tagen mit dem Auto unterwegs, um diese imposante Landschaft auf mich wirken zu lassen. Dieser Berg ist der höchste Gipfel des Changai-Gebirges, in dem ich mich gerade befinde. Links und rechts erstrecken sich Berge, die weich in die mongolische Steppe hinaus auslaufen. Die Höhe des Otgon Tenger wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich dargestellt. Sie schwankt zwischen 3905 und 4021 Meter. Eine Vermessung im Jahre 2009 ergab einen Wert von 4008 Metern. Der Gipfel des Berges ist das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt, das ist auch einer der Gründe, warum dieser Berg im Changai-Gebirge eine heilige Kultstätte für die Mongolen ist. An der Ostflanke finden sich heute noch Trümmerreste eines Flugzeuges, das beim Landeanflug auf Uliastai Anfang der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts am Berg jäh zerschellte.
Es ist nicht einfach, diese Murmeltierjäger zu finden, obwohl jeder Nomade auf dem Land seinen Speiseteller im Herbst mit dem Fleisch des Murmeltieres bereichert. Denn jeder Nomade ist Jäger und geht auch folglich auf...