Krankes Wild zu suchen, ist eine Pflicht des Jägers. Aber wenn man einem angeschweißten starken Bär folgt, dann steigt der Adrenalinspiegel noch einmal deutlich höher als bei einer Sau. Und wenn es dann über Kilometer durch bürstendichte Verjüngungsflächen und steile Bergwälder geht, sind nicht nur Kondition, sondern auch Schneid gefragt.
Text und Fotos: Jan Handke
Immer wieder blicken wir auf die kleine Lichtung direkt vor uns. Zwei Bären waren in der Nacht zuvor dort gewesen. Mindestens einer von ihnen ist jagdbar, was aus der Prankenbreite zu schließen ist. Der Abendansitz zuvor war ohne Anblick an einer anderen Lichtung geblieben, sodass wir mit gemischten Gefühlen diesen Ortswechsel vorgenommen haben. Hier ist Bärenland und auch Wolf und Luchs sind Standwild. Selbst tagsüber kann man hier Bären begegnen. Meistens sind es Jungbären die, frisch getrennt von der Bärin, fortan ihr Leben alleine meistern müssen. Das Jagdgebiet umfasst 26.000 Hektar Gebirgswald. Von 500 bis 1.300 Meter über dem Meeresspiegel, durchsetzt mit Felsformationen und kleinen Wiesen. Riesige Weißtannen und Rotbuchen bilden die Bestände. Ein Naturverjüngungsbetrieb mit dichten Verjüngungen unter dem Restschirm, durch die Forstwirtschaft mit einem guten Wegenetz erschlossen. Trotzdem sehen wir während unseres Aufenthaltes außer Forsttechnik niemanden im Wald. Von der Forsttechnik ist jetzt am Abend nichts mehr zu hören. Eine Stille wie selten. Kein Straßenlärm oder andere Zivilisationsgeräusche dringen ans Ohr. Einen Uhu hören wir und die Geräusche des Waldes, als das Licht langsam schwindet. Auf der Lichtung vor uns verschwimmen die Konturen, sind aber durch das lichtstarke Fernglas noch gut ausz...