Steinbockjagd im Tien Shan ist eine der größten jagdlichen Herausforderungen, die in der heutigen Zeit noch verblieben sind. Das Vorhaben auf einen hochkapitalen Steinbock im Spätsommer war jedoch mangels Schwindelfreiheit zum Scheitern verurteilt. Und auch sonst wurden die eigenen Grenzen deutlich.
Text und Fotos: Dr. Christian Carl Willinger
Heiß brannte die Sonne vom stahlblauen Septemberhimmel über den ringsum ragenden Bergen. Ich saß vor meinem kleinen, schilffarbenen Zelt auf dem Sattel meines Kirgisenponys, der mir als Schemel diente, und las in jenem Buch der Gebrüder Roosevelt mit dem poetischen Titel „East of the Sun and West of the Moon“.
Im Jahre 1925 begaben sich die beiden Präsidentensöhne Ted und Kermit auf eine groß angelegte Expedition von Kaschmir über den Karakorum-Pass und Yarkand nach Aksu und von dort in den ostturkestanischen Teil des Tien Shan. Der Rückweg führte sie über Kashgar in den Pamir, ehe sie über den Hunzapass und Gilgit nach Srinagar zurückkehrten. Schon von früheren Expeditionen aus dem 19. Jahrhundert wussten sie, dass im Tien Shan die besten Steinböcke der Welt ihre Fährten zogen: „The Tian Shan, where the finest heads are to be found“, „the promised land of big game“. In einem Gebirgszug, den man heute als Borohoro-Berge bezeichnet, schoss Kermit um den 23. August den Langzeit-Weltrekord von 151 Zentimetern.
Und dann steht da noch etwas geschrieben in jenem Buch: „There are many ibex in the Tian Shan mountains, but anyone who believes that a good head is therefore easy to get makes a very real mistake. It is one thing to see them through field-glasses, and another to get them and bring them back in triumph to camp. Stalking the big ibex is hard and tricky work.“
Hart und schwierig, so...