Bekanntlich weist die britische Insel viele Kuriositäten auf. So kommen in England Chinesische Wasserrehe vor, eine Hirschart, die kein Geweih trägt, dafür aber lange Eckzähne. Diese verleihen dem Wild ein vampirhaftes Aussehen, doch nicht nur dies, sondern vor allem die interessanten Pirschgänge in Hecken umsäumter, herrlicher Landschaft machen die Jagd zu einem wunderbaren Erlebnis. Aber was verbindet eigentlich Zauberlehrling Harry Potter und Wasserrehe?
Text: Klaus Kast
Fotos: The British Deer Society, Klaus Kast
Ursprünglich war für dieses Jahrkeine Jagdreise geplant. Nicht dass es etwa an der nötigen Passion oder an noch unerfüllten Jagdwünschen fehlen würde, es sollte schlichtweg der Reisekasse Schonzeit angediehen werden. Seit meine holde Ehegattin Elli im Reiseteam nicht mehr nur als Begleitperson, sondern als gleichrangiger Mitjäger fungiert, erreichen die Kosten für solch eine Jagdreise nämlich ganz neue Dimensionen.
Das Jahr hat aber gerade mal seinen Zenit überschritten, als der Anruf von Walter Medau, seines Zeichens Jagdvermittler meines Vertrauens, die Situation schlagartig verändert. Eine Jagdreise nach Südengland auf Chinesische Wasserrehe! Diese verlockende Aussicht bringt das selbsternannte „Jagdreise-Zölibat“ ins Wanken. Eine anspruchsvolle Pirschjagd auf eine faszinierende Wildart, geringe Reisekosten sowie ein renommierter Jagdveranstalter, der lediglich seinen Tagessatz verrechnet, besiegeln schließlich die Entscheidung. Es werden weder Erlegungsgebühren, geschweige denn Medaillenzuschläge erhoben.
Das Chinesische Wasserreh (Hydropotes inermis) sowie das Chinesische Muntjak (Muntiacus reevesi) verkörpern gemeinsam die kleinsten der in England vorkommenden Schalenwildarten. Chinesische Wasserrehe wurden in England erstmals 1873 im Zoo von London gehal...