… die Jungjägerin, die noch niemals ihre Waffe gegen ein Stück Wild erhoben hatte, fragte sich schon lange, wie es sein würde, den ersten Schuss auf ein lebendes Wesen abzugeben. Sie fragte sich, was es für Konsequenzen haben würde, nicht nur über das Töten nachzudenken, sondern es selbst zu tun.
Text: Axel Schneemann
Fotos: Erich Marek
Jeder Jäger kommt irgendwann, ganz zu Beginn, an diesen Punkt. Manche, die von Kindesbeinen an mit der Jagd aufwachsen, laufen einfach unbemerkt darüber hinweg – für sie ist es bereits Alltag und bekannt. Andere, diejenigen, die vielleicht nicht ihr ganzes Leben in der Natur verbracht haben, müssen sich erst selbst kennenlernen in dieser Situation. Müssen sich vielleicht auch überwinden, diesen Schritt zu gehen. Und bei jedem einzelnen von ihnen ist es eine ganz individuelle Situation, für die es kein Rezept gibt. Falsch ist es sicher, einen Jungjäger unter Druck zu setzen, diese Erfahrung möglichst schnell zu machen. Manche Entwicklungen brauchen ihre Zeit.
So fragte die Jungjägerin ihren Lehrprinzen, wie es sein würde, ein Leben zu nehmen, ein Tier zu töten und was man wohl dabei empfände. Der Lehrprinz überlegte lange, wie er es ihr am besten erklären könne. Er selbst war einer von denen, die schon als kleiner Junge vom Großvater mit zur Jagd hinausgenommen wurden. Er hatte schon getötet, lange bevor er einen Jagdschein besessen hatte – auf den Treibjagden als Treiber oder beim Frettieren. Für ihn war es immer anders, als es irgendwann für sie sein würde.
Er konnte sich an so viele Situationen in seinem Jägerleben erinnern. Manche waren aufregend, manche waren katastrophal, manche waren stimmungsvoll andächtig.
Aber er verstand ihre Frage nur zu gut und er wollte ihr helfen, sich auf diese Situation möglichst gut vorzubereiten und deshalb ...