Waidgerechtigkeit nennen wir es im deutschen Sprachraum. Bei den Engländern heißt es Sportmanship. Doch was ist überhaupt unter Waidgerechtigkeit zu verstehen, also im Sinne der Begrifflichkeit deutsch geprägter Jagd. Ist die heutige Waidgerechtigkeit noch die unserer Großväter? Anhand von Beispielen aus der Historie blickt der Autor immer wieder nach England und Afrika, hierbei insbesondere auf das „Erongo Verzeichnis für afrikanisches Jagdwild“ – und vor allem über den Tellerrand.
Text: Dr. Christian Carl Willinger | Fotos: Archiv
Wenn wir über Waidgerechtigkeit in Afrika diskutieren, müssen wir zunächst einmal den Begriff klären. Das, was man nämlich in Deutschland noch bis vor zwei, drei Jahrzehnten traditionell unter Waidgerechtigkeit verstanden hat, war versehen mit geringen Beimengungen britischen Sportsgeistes, der sich Ende des 19. Jahrhunderts eingeschlichen hatte, wie etwa keine Infanteristen bei den Fasanen zu schießen oder auch nicht den Hasen in der Sasse.
Heute definiert sich deutsche Waidgerechtigkeit in erster Linie als Ökosystemgerechtigkeit und Tierschutzgerechtigkeit. Sportsmanship hat darin keine Bedeutung mehr.
Historisch gesehen sind Waidgerechtigkeit und sportsmanship zwei völlig unterschiedliche Konzepte. Gerade für Afrika mit seiner in weiten Teilen britischen Vergangenheit dürfen wir aber das deutsche Konzept nicht überbewerten.
Der Begriff der Waidgerechtigkeit hat sich in Mitteleuropa im Rahmen der Entwicklung einer bürgerlichen Jagdkultur, die ihre Wurzeln im Forstwesen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts hatte, in bewusster Abgrenzung und Opposition zur prunküberladenen aristokratischen Jagdkultur des Spätabsolutismus herausgebildet. Die aristokratische Jagdkultur ihrerseits hat sich in Deutschland und Österreich im Laufe des 19. Jahr...